Clemens Wolf

1981 geboren in Wien
Lebt und arbeitet in Wien

Clemens Wolf

1981 geboren in Wien
Lebt und arbeitet in Wien

Persönliche Daten

 
2001-2007 Kunstuniversität Linz, Malerei und Grafik
2005 Erasmus Stipendium, Maastricht
2006 Artist in residence Hildesheim
Diesel New Art Award 2006
2007 Artist in residence, Los Angeles
2009 Strabag Art Award  
2011 Anton Faistauerpreis  
 

Zum Werk

 
„Zäune geben uns nicht die Option, sie zu durchqueren, Zäune intendieren das Ausschließen und die Trennung, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, durch sie hindurchzublicken.“ 1
 
Die Faszination für verlassene Orte im urbanen Raum ist der Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens von Clemens Wolf. Die Verfallsästhetik der Industriegebäude malerisch, skulptural und installativ einzufangen, kann als wesentliches Element seiner Arbeiten gesehen werden. Als Vorlagen fungieren fotografische Aufnahmen ruinöser und hinter Zäunen versteckter Gebäude. Dabei versucht er das Vergängliche und Momenthafte optisch festzuhalten, wobei viele Motive heute nicht mehr existieren.
 
Die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum begann für Wolf schon vor seinem Malereistudium an der Linzer Kunstuniversität. In dieser Zeit war er hauptsächlich als Sprayer in der Graffiti- und Street Art Szene aktiv. In vielen Werken nimmt Wolf auch heute immer wieder Bezug zur Street Art. Galt anfangs das Interesse mehr dem Innenleben der Gebäude, änderte sich dies im Jahr 2007, als die Ruinen schneller abgerissen wurden, wie beispielsweise die Sofiensäle in Wien. Ihren Anblick versucht der Künstler in seinem Werk Fast keine Bühne mehr (2007) festzuhalten, indem er ihren Zerfall dokumentiert. Die architektonische Struktur des Gebäudes ist in seinem Gemälde nur mehr schemenhaft und verschwommen zu erkennen, da sich Clemens Wolf von der fotografischen Schärfe des Fotomaterials distanziert.
 
In seinen jüngsten Arbeiten ist ein immer wiederkehrendes Motiv zu erkennen: urbane Barrieren in Form von Bau- und Maschendrahtzäunen. Der Zaun, sowohl ein Symbol für Abgrenzung, als auch von Durchlässigkeit unterscheidet sich genau dadurch von der Mauer, die eben auch den Einblick auf das „Dahinter“ verhindern soll. In dem Werk Berlin fence (2007) spielt Wolf mit diesen unterschiedlichen Perspektiven. Der Betrachter schaut durch den Maschendrahtzaun auf eine Ruine und muss sich dabei die Frage stellen, ob er sich innerhalb oder außerhalb des Zaunes befindet, also Drinnen oder Draußen. „Wenn man dem Zaun so nahe ist, kann man nie genau sagen, ob man dahinter oder davor steht, denn man verliert komplett die Orientierung.“ 2
 
Das Prinzip der Gitterstrukturen wendet Wolf nicht nur thematisch an, sondern die Formen sind auch Bestandteil seines Arbeitsprozesses. In einer seiner Arbeitstechniken transformiert er das fotografische Bildmaterial zu Schablonen aus Packpapier und fixiert deren Form mit Airbrush auf die vorgrundierten schwarzen Leinwände. Dann erst beginnt der eigentliche Malprozess, in dem er mit akribischer Pinselarbeit die Ebene der Schablone und die Ebene des Hintergrunds miteinander verschmilzt. Immer wieder werden die vergangenen Pinselstriche übermalt. Die Schablonentechnik kommt bei Wolf auf unterschiedliche Weise zum Einsatz. Zum einen wird die Schablone direkt auf der Leinwand fixiert oder sie wird nach dem Sprühen mit der Ölfarbe wieder entfernt.
 
Große Wirkungskraft entfaltet die stark abstrahierte, dreiteilige Arbeitsserie The Forest of Fences (2010-2011). In seinem dritten Werk The Forest of Fences III (2011) zoomt Wolf so nahe an das Gittermotiv heran, dass die Distanz dazu verschwindet und der Betrachter sich nahezu von der Struktur umschlossen fühlt. Durch eine Vielzahl horizontaler und vertikaler Linien, die parallel in den dunklen Raum gestaffelt sind, entsteht ein Gitterdickicht, welches vom Betrachter eigentlich nur noch als abstraktes Muster wahrgenommen werden kann.
 
Clara Brandstätter
 
1) Gabrielle Berlin, „Zäune“, in: Clemens Wolf.  A Story of Holes, Grids and The Great Mess, Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst, 2012, S. 49.
2) Anne Katrin Feßler, “Künstler, Maler oder Street Artist - das ist nebensächlich. Anne Katrin Feßler im Gespräch mit Clemens Wolf“, in: Clemens Wolf.  A Story of Holes, Grids and The Great Mess, Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst, 2012, S. 220.
Clemens Wolf1 / 4
Fast keine Bühne mehr2 / 4
Berlin fence3 / 4
The Forest of fences III4 / 4
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