ABSTRAKTION IN ÖSTERREICH

Bilder aus der Sammlung Essl
Fr, 10.01.1997 - Mi, 07.05.1997

ABSTRAKTION IN ÖSTERREICH

Bilder aus der Sammlung Essl
Fr, 10.01.1997 - Mi, 07.05.1997

Slovenj Gradec

Die Auswahl abstrakter Malerei in dieser Ausstellung, die von der "Sammlung Essl" veranstaltet wird, ist eine gute Möglichkeit, verschiedene Arten von Wahrnehmung und Individualität innerhalb des Spektrums ungegenständlicher Äußerungen in der österreichischen Malerei zu studieren.

Während es in Österreich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum abstrakte Tendenzen, vergleichbar dem Kubismus oder dem abstrakten Surrealismus, gegeben hat, ist die informelle Malerei nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich in vielen Varianten entwickelt worden. Mitte der 50er Jahre wurden die österreichischen Künstler darauf aufmerksam. Eine junge Generation, zu der unter anderem Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer gehörten, fanden im Tachismus wesentliche Ansätze zur Erneuerung ihrer Kunst. Was diesen Künstlern auch heute noch gemeinsam ist, ist die Verinnerlichung des künstlerischen Malprozesses und die Auseinandersetzung mit den Befindlichkeiten des Menschen. Dies führte auch zur Erweiterung künstlerischer Grenzen.
 

Während Hollegha, der zu großen Naturdeutungen neigt, und Prachensky immer eher ruhig Schaffende waren, hat Josef Mikl meistens sehr lautstark seine Position, sein strenges Konstruieren von Figuren im Abstrakten, verteidigt. Später rückte auch bei ihm die freie, schnelle Geste in den Vordergrund seines Interesses. Prachensky kam erst über den Umweg einer geometrischen Frühphase zum Tachismus. Seine Werke waren immer geprägt von architektonischem Denken - er war von der Ausbildung her, wie sein Vater, Architekt und neigte entschiedener als die anderen zur Monochromie.
 

Arnulf Rainer ist für diese Jahre des Aufbruchs die zentrale Figur. Schon 1951 hat er sich mit Maria Lassnig in Paris aufgehalten, von wo beide die Neuheit des "Informel" mitgebracht hatten. Rainers Übermalungen waren aber auch besonders Ausdruck der Sprachlosigkeit nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges.
 

Auch andere Künstler,die sich nicht der Gruppe um die Galerie nächst St. Stephan (gegr. 1954) angeschlossen hatten, wie zum Beispiel Hans Staudacher, verließen Österreich für einige Zeit, um die "neue" Kunst am Ort des Geschehens in Paris und New York kennenzulernen. Jeder der genannten Künstler entwickelte selbständige Interpretationen des Informel, die ihre Werke bis heute prägen. So schafft Hans Staudacher Bilder eines lyrischen Informels, indem er eine abstrakte Bildsprache mit Schriftzeichen und Text verbindet. Diese Werke erinnern vielleicht noch am ehesten an den Tachismus.
 

Auch Hans Bischoffshausen zog es nach Frankreich in die künstlerische Emigration. Der Kärntner, der sich im Frühwerk an großen internationalen Vorbildern der klassischen Moderne, etwa Paul Klee, orientierte, blieb mit seinen späteren Materialbildern auch nach der Rückkehr nach Österreich stets Individualist.
 

Einer der großen Anregerin der österreichischen Kunstszene war immer Oswald Oberhuber. Sein künstlerisches Prinzip ist die Veränderung. So war er nur in der ersten Schaffensphase der 50er Jahre ein informeller Künstler.
 

In den 60er Jahren dominierte der Wiener Aktionismus die Kunstproduktion in Österreich. Den Werken von Brus, Mühl, Nitsch und Schilling ist das Heranführen der Abstraktion an die Grenzender Malerei gemeinsam. Mühl, Brus und Nitsch erklären den Körper und weiters die gesamte Realität zum Instrument des Malprozesses.
 

Martha Jungwirth gehört mit zu jenen Künstlern, die mit "realistischen" Bildern 1968 gegen das Informel protestierten. Tatsächlich bewegte Jungwirth sich mit ihren sehr spontanen, gestischen Interpretationen von Wirklichkeit aber immer an der Grenze zur Abstraktion.
 

In den 80er Jahren finden sich innovative, teils meditative Formulierungen abstrakter Malerei in den Werken der Neuen Wilden Hubert Scheibl, Erwin Bohatsch und Herbert Brandl. Bohatsch hat, nach gegenständlichen Anfängen, seit den späten 80er Jahren alles figürlich-assoziative aus seinen Bildern verbannt und setzt wie Scheibl und Brandl auf die sensible, zum Monochromen neigende Abstraktion farbiger Flächen. So ist auch Hubert Scheibls Thema die Farbe. Die Bilder, mit denen Herbert Brandl Anfang der 80er Jahre aufgetreten ist, sind vom Empfinden weiter Landschaftsabschnitte geprägt. Auch Otto Zitko ist einen vergleichbaren Weg gegangen. Seine späteren Bilder, auf derRückseite mit Ruß eingeschwärzte Glasplatten, erscheinen wie Negativ-Abdrücke der Natur. Der künstlerische Einzelgänger Hannes Mlenek gerät mit seinen auf Leinwand gemalten Bildern sehr nahe an den grafischen Bereich.
 

Der informellen Grafik, mit Werken von Meina Schellander, Turi Werkner und der jungen Künstlerin Birgit Sauer ist in der Ausstellung ein besonderer Teil gewidmet.
 

Die Werke von Ernst Caramelle und Gerwald Rockenschaub, die beide als Maler begonnen haben, gehören an den Grenzbereich der Malerei, an eine Sparte der Kunst, die den Zusammenhang des Erscheinens von Kunst und ihre Aufnahme beim Publikum zum Thema hat.

Caramelle reflektiert das Verhältnis von Wand- und Kunstobjekt. Die Installation der Exponate gehört zum Werkcharakter. Zu den Konzepten von Rockenschaub schreibt Markus Brüderlin: "Sukzessive erweitert er den Rahmen des Tafelbildes, bis die Wand und schließlich der Ausstellungsraum mitsamt dem Betrachter ins Sichtfeld des Bildes geriet".

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