Johann Hauser

1926 geboren in Bratislava, Slowakei
1996 gestorben in Maria Gugging, Niederösterreich

Johann Hauser

1926 geboren in Bratislava, Slowakei
1996 gestorben in Maria Gugging, Niederösterreich

Persönliche Daten

Bereits Ende der 1940er Jahre kommt Johann Hauser als Teenager in die damalige Heil- und Pflegeanstalt Gugging. Seine künstlerischen Fähigkeiten wurden von dem Psychiater Leo Navratil schon früh entdeckt und seit den 1960er Jahren intensiv gefördert. Er erkannte, dass man von der Zeichnung des Patienten auf den momentanen psychischen Zustand schließen könne und prägte daher den Begriff „zustandsgebundene Kunst“. Die künstlerischen Ergebnisse ließen deutlich erkennen, ob sich Hauser in einer manischen, oder depressiven Phase befand. Seit 1981 lebte Johann Hauser im Haus der Künstler, eine eigene Wohn- und Arbeitsstätte, wo die bildnerischen Patienten in ruhiger Atmosphäre die Möglichkeit haben, ihren Talenten nachzugehen.
Ende der 1980er Jahre fand der Nachfolger Navratils Johann Feilacher einen neuen Weg, um Hausers quälendem Zustand durch veränderte Medikation entgegenzuwirken. Sein Gemütszustand war nun weniger aufgewühlt und der stark expressive Charakter seiner Zeichnungen beruhigte sich leicht. Aufgrund einer Sehschwäche des rechten schielenden Auges konnte Hauser nicht räumlich sehen.

Zum Werk

Unter den Gugginger Künstlern zählt Johann Hauser zu einem der international bekanntesten Vertretern der Art Brut. Schon sehr früh erfuhr er Anerkennung durch Künstler wie Arnulf Rainer oder Jean Dubuffet, der sich bekennend für das bildnerische Schaffen psychiatrischer Patienten einsetzte, selbst zahlreiche Werke sammelte und als Hauptvertreter der Art Brut gilt.

Hausers Werke zeichnen sich durch einen klar umrissenen Strich und homogen ausgefüllte Farbflächen aus, wofür er fast ausschließlich Bleistift und Farbstifte verwendet. Seine Motive befinden sich meist vereinzelt auf weißem Grund, nur in seltenen Fällen wird das Blatt vollständig ausgefüllt. Bevorzugt malt er Häuser, Flugzeuge, Raketen oder Tiere. Berühmt wurde er vor allem durch seine Frauendarstellungen. Mit einer nahezu obsessiven Vehemenz werden diese Frauenfiguren frontal dem Betrachter vorgeführt. Die entblößten Brüste und Genitalien sind grafisch übermäßig betont oder durch die Signalfarbe Rot hervorgehoben. Es lässt sich bei Hauser auch der Hang zum dekorativen Detail beobachten, wie zum Beispiel penibel aneinander gesetzte Linien oder konzentrische Kreis- und Bogenformen.

Im „Blauen Fisch“ von 1991 lassen sich diese Details gut beobachten: Die starke Bleistiftumrandung ist von gleicher Wichtigkeit wie der völlig dicht bemalte längliche Fischkörper. Nur bei näherem Hinsehen schimmert das weiße Papier noch leicht in horizontalen Spuren durch. Um die Schwanzflosse vom Körper abzusetzen lässt er die schwarzen Striche sichtbar stehen. Bedrohlich wirkt dieser Fisch durch seine spitzen, roten Zähne und das rot-schwarze Auge, welches mit zwei dekorativen Voluten zusätzlich vergrößert wird. Die Form des Fisches wird in der Signatur wiederholt, die er besonders groß darunter setzt und fast zu einem zweiten Motiv wird. Er fixiert seinen Namen indem er je zwei Linien darüber und darunter setzt, beendet seine Unterschrift und damit auch sein Werk durch einen fetten, schwarzen Punkt.

Die „Nackte Frau mit Rakete“ (1994) ist insofern ein besonderes Blatt, da es viele Symbole und Motive Hausers in einer Grafik vereint: Da wäre zuallererst die nackte Frau mit üppiger, schwarzer Haarpracht, die als Hauptfigur in der Mitte das Bild in zwei Hälften teilt. Die linke Bildhälfte ist komplett mit Farbflächen ausgefüllt, wobei eine Primärfarbe direkt an die nächste grenzt. Weiters sehen wir die gelbe Sonne und den Mond mit angesetzter Nase, die auf blauem Hintergrund starke Signalwirkung haben, wie auch die rote Rakete und die Streifen in Regenbogenfarben. Die rechte Bildhälfte ist völlig seinen Blauen Sternen gewidmet, einem weiteren Lieblingssymbol Hausers. Seine blauen Sterne sind in einer besonderen Eigenart gestaltet. Sie haben nur vier Zacken, die unregelmäßig in verschiedenen Längen ausfallen und immer schwarz umrandet werden. Aufgrund dieser Sonderform haben die Sterne hohen Wiedererkennungswert und sind zum Symbol für das Gugginger Haus der Künstler geworden.

Annette Stein
Johann Hauser1 / 3
Blauer Fisch2 / 3
Nackte Frau mit Rakete3 / 3
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