Wolfgang Herzig

1941 geboren in Judenburg (Steiermark), Österreich
Lebt und arbeitet in Wien

Wolfgang Herzig

1941 geboren in Judenburg (Steiermark), Österreich
Lebt und arbeitet in Wien

Persönliche Daten

1955-1959 Kunstgewerbeschule, Graz
1959-1965 Akademie der bildenden Künste, Wien (Meisterklasse Sergius Pauser)
1968 Gründungsmitglied der Gruppe „Wirklichkeiten“
Mitglied der Wiener Secession
1970 Förderungspreis des Theodor-Körner Stiftungsfond
1981 Preis der Stadt Wien für Malerei
1993 Mitglied des Künstlersonderbundes Berlin
1997-2005 Professor an der Universität für angewandte Kunst, Wien; Leiter des Instituts für Bildende Kunst
2005-2007 Gastprofessor für Gestaltungslehre im Institut für Kunst und Technologie

Zum Werk

Wolfgang Herzig hat sich ohne Rücksicht auf künstlerische Moden einer gegenständlichen, kritischen Kunst verschrieben und ein konsequentes Lebenswerk geschaffen. Herzig wurde Ende der 1960er Jahre im Zuge der von Otto Breicha zusammengestellten Ausstellung „Wirklichkeiten“ in der Secession bekannt. Dort hatte eine Reihe von jungen Künstlerinnen und Künstlern, unter ihnen Martha Jungwirth, Franz Ringel und Kurt Kocherscheidt einen Gegenentwurf zur Wiener Schule des Fantastischen Realismus und den abstrakten Künstlern der Galerie St. Stephan entwickelt.

In den 1960er Jahren entstehen ornamental-figurale, oft skurrile Kompositionen voll saftiger Farbigkeit. Ein anschauliches Beispiel aus dieser Phase ist die zweite Fassung der Judith von 1966, die sich heute in der Sammlung Essl befindet.

Die Darstellung einer Frau mit langen roten Haaren, Hut und Sonnebrille hat sich völlig der formalen Gestaltung unterzuordnen. Im Zentrum steht der in die Fläche geklappte silberne Teller mit dem Haupt des Holofernes, das in seiner abstrahierten Form an Picassos Figuren erinnert. Stark verformt sind auch die Hände, deren Fingerspitzen in Blutspuren übergehen und daher wie gefährliche Krallen wirken. Um das runde Zentrum wird in dekorativen und ondulierenden Formen der frontal sitzende, weibliche Körper in Spitzenunterwäsche gestaltet.

Die menschliche Figur mit all ihren Schwächen wird ein zentrales Thema, ein Menschenbild, das Realität nicht überhöht, sondern gerade das Alltägliche ins Zentrum stellt. Menschen werden in der Malerei Herzigs nicht vorgeführt, sondern bewahren bei aller Zurschaustellung ihrer oft nackten Körper eine gewisse Würde. Der Künstler bezeichnet sich selbst nicht in erster Line als gesellschaftskritischen Künstler: „…Ich bin ein Chronist, das heißt, ich zeichne auf was ist. Ich bin sozusagen ein Protokolleur der Welt, der Menschen, der Gesellschaft“, so Herzig in einem Interview anlässlich der Ausstellung im Essl Museum im Sommer 2011.

In den 70ern wird der formale Aufbau von Herzigs Werken ruhiger. Mithilfe von graduellen Farbabstufungen und strengen Bildkompositionen schafft sich Herzig in seiner Malerei ein formales Ordnungsprinzip.

Ein gutes Beispiel dafür sind „Die Badenden“. Obwohl das Bild bereits 1973 entstanden ist, hat es nichts an Aktualität eingebüßt. In einer streng aufgebauten additiven Komposition zeigt Herzig ausschnitthaft das bunte Treiben am Strand eines Badeortes. Dicht aneinander gedrängt füllen beleibte Urlaubsgäste die vordere Bildebene restlos aus – als Betrachter sehnt man sich geradezu nach der Menschenleere der sich im Hintergrund ausbreitenden Hügellandschaft. Die Natur, hier der Strand, wird vom Mensch völlig ausgefüllt, der kleine Streifen Natur ist als Sehnsuchtsort am oberen Bildrand davon kompositorisch strikt getrennt.

Auffällig ist die stilistische Entwicklung Herzigs, der im Laufe der Jahre zu einer eigenwilligen Form von Plastizität des Körperlichen und gleichzeitig einer völligen Flächigkeit gefunden hat. Es tauchen immer wieder Menschenfiguren auf, die ganz heutig wirken und doch formal eher an romanische Christusdarstellungen erinnern. Auch hat sich die Palette des Künstlers sehr gewandelt, starke Kontraste wurden immer mehr reduziert bis zu einer ruhigen Tonigkeit; dies kann man gerade bei den neueren Arbeiten beobachten. „Das Aufgeregte, das mich damals beschäftigt hat, ist vielleicht einer gewissen kühlen Distanz gewichen. Die Farbe ist sehr stark abhängig vom Inneren, von den eigenen Befindlichkeiten“, so Herzig.

Andreas Hoffer
Portrait Wolfgang Herzig1 / 4
Die Schaukel2 / 4
Badende3 / 4
Schirmherrschaft4 / 4
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