Alfred Kubin

1877 geboren in Leitmeritz, Tschechien
1959 gestorben in Zwickledt, Oberösterreich

Alfred Kubin

1877 geboren in Leitmeritz, Tschechien
1959 gestorben in Zwickledt, Oberösterreich

Persönliche Daten

1891-92 Kunstgewerbeschule in Salzburg
1892 fotografische Lehre in Klagenfurt
1898-1901 Besuch der privaten Kunstschule Schmidt-Reutte
und der Klasse Professor Gysis an der Kunstakademie in München
1909 Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München
1912 Mitglied der Münchener Künstlervereinigung Blauer Reiter
1923 Mitglied der Innviertler Künstlergilde
1930 Verleihung des Österreichischen Staatspreises
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste Berlin
1949 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1951 Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst
1952 Preis der Biennale in Venedig
1957 Großes Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft
1962 Eröffnung der Kubin-Gedenkstätte Zwickledt (ehemaliges Wohnhaus)
1989 der Alfred Kubin-Preis (Großer Kulturpreis des Landes Oberösterreich
in der Kategorie Bildende Kunst) wird zum ersten Mal vergeben

Zum Werk

„... im Ganzen kann ich feststellen, dass die schier unübersehbare Fülle zeichnerischer Motive bei mir auf eine verhältnismäßig geringe Anzahl jugendlicher Eindrücke zurückgeht, die immer wieder nach Gestaltung drängen.“1

Alfred Kubin gilt als bedeutender Vertreter des Expressionismus und war Mitglied der Malergruppe des „Blauen Reiter“. Er betätigt sich als Zeichner, Illustrator und Schriftsteller. Sein vorwiegend grafisches Werk besteht aus zum Teil kolorierten Federzeichnungen und Lithographien voll düsterer Symbolik. Angeregt durch die Werke von Max Klinger, Edvard Munch, Odilon Redon und Francisco de Goya und durch die Lektüre von Schopenhauer und Nietzsche verstärkt sich seine pessimistische Weltanschauung, was sich in vielen seiner Arbeiten widerspiegelt.

Sein Frühwerk (1898-1904) ist geprägt durch alptraumhafte, phantastische Gestalten und Motive. Mittels lavierter oder gespritzter Federzeichnung setzt er obsessive Visionen sexueller Angst- und Zwangsvorstellungen um. Angeregt durch Koloman Moser experimentiert er von 1905 bis 1908 mit Kleisterfarbenmalerei und Tempera-Technik. Stellvertretend für diese Phase lassen sich die beiden Sammlungswerke „Tiger an der Urwaldtränke“ (1905) und das „Büffelkalb“ von 1906 anführen (Abb. siehe im Katalog Österreich 1900-2000. Konfrontationen und Kontinuitäten, AK Essl Museum, Klosterneuburg, S. 174).
Dunkel verschattet bewegt sich das Büffelkalb, einerseits niedlich, andererseits unheimlich, im Bild vorwärts. Plump aussehend und an den Backen und um die Nüstern mit dunklen Zotteln bedeckt, scheint es inne zu halten und mit seinen großen Augen auf den Betrachter zu reagieren. Es befindet es sich am Rand eines Flussufers, welches im Hintergrund dicht mit Bäumen bewachsen ist. Nur spärlich weißes Mondicht hebt die Gestalt des Tieres aus dem Dunkel hervor.

1909 illustriert er mit 52 Federzeichnungen den von ihm verfassten Roman „Die andere Seite“. Dieser phantastische Roman stellt einen Wendepunkt sowohl in Kubins seelischer Entwicklung, als auch in seinem künstlerischen Werk dar. Über seine literarische Arbeit wird ihm viel Anerkennung ausgesprochen und in den Folgejahren erhält Kubin zahlreiche Aufträge für Buchillustrationen. Insgesamt hat er fast sein ganzes Leben lang mehr als 2000 Illustrationen für etwa 250 Bücher geschaffen. Unter anderem hat er Zeichnungen entworfen für Bücher von E.T.A. Hoffmann, H. von Kleist, F. Dostojewskij, G. Trakl und vor allem für die Gesamtausgabe von Edgar Allan Poe. Kubins Illustrationen stellen keine Bildgeschichten dar, sie sind ohne Zusammenhang und sollen vor allem die Stimmung der erzählten Geschichte unterstützen. Mitunter werden zusätzliche Informationen in die schmückende Bebilderung eingefügt, es wird nicht haargenau am Text festgehalten, wodurch sich wiederum eine Erweiterung ergibt.

Wichtige Motive ziehen sich jahrzehntelang durch sein Schaffen. So nimmt die Todesthematik immer wieder eine zentrale Stellung innerhalb seines Werkes ein. Skurrile, bizarre Wesen bevölkern seine Bilder. Unterbewusstes und Verdrängtes tritt zu tage und manifestiert sich in dämonischen Gestalten. Kubin hatte schon sehr früh Werke von Sigmund Freud und vor allem Carl Gustav Jung gelesen. Sein Interesse für die Psychologie schlägt sich in den unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen seiner Zeichnungen nieder. Kubins Bilder sind niemals eindeutig, er bezeichnete sich selbst als „Organisator des Ungewissen, Zwitterhaften, Dämmerigen [und] Traumartigen“2

Elisabeth Pokorny-Waitzer und Annette Stein
1) Klaus Albrecht Schröder zitiert Alfred Kubin, in: Alfred Kubin. Leben - ein Abgrund, AK Wien/München, 1985, S. 7.
2) Kubin bezeichnet sich so in einem Brief an Fritz Herzmanovsky-Orlando, in: Alfred Kubin (1877-1959). Bilder des Phantastischen, AK Oberösterreichische Landesmuseen, Linz, 2010, S. 9.
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