Rosa Loy

1958 geboren in Zwickau, Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig

Rosa Loy

1958 geboren in Zwickau, Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig

Persönliche Daten

1976-1985 Studium an der Humboldt Universität in Berlin
Diplom als Gartenbauingenieurin
1985-1990 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
bei Prof. Rolf Felix Müller
1990-1993 Meisterschülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
bei Prof. Rolf Münzner
2005 Woldemar-Winkler-Kunstpreis, Gütersloh
(zahlreiche Preise und Stipendien in den vorausgehenden Jahren)


Zum Werk

Rosa Loy wird der „Neuen Leipziger Schule“ zugeordnet. In ihrer figurativen Malerei greift sie auf kollektive Gedächtnisinhalte und mythologische Stoffe ebenso wie auf persönliche Erlebnisse und Erinnerungen zurück, die sie zu vielschichtigen, allegorischen Bildern verdichtet. Die weiblichen Figuren ihrer Bilder sowie die oftmals symbolisch aufgeladenen Motivfragmente lösen Assoziationen zu unterschiedlichsten Zeiten und Räumen aus. Sie werden auf der Bildfläche vergegenwärtigt und in einen Raum der Gleichzeitigkeit zusammengestellt, wo sie zahlreiche Bedeutungshorizonte eröffnen.

In dem Werk „Rote Narzisse“ spielt Rosa Loy über die Titelgebung und Darstellung auf den griechischen Mythos von Narziss an. Die Hauptfigur beugt sich, wie der in sein Abbild verliebte Narziss, über das türkisfarbig eingeflieste Wasserbecken. Entgegen Narziss richtet die Frau ihren Blick jedoch nicht auf ihr Spiegelbild, sondern wendet sich herausfordernd dem Betrachter zu. Über die Haltung der Protagonistin und die kompositorische Gestaltung wird der Blick des Betrachters auf die dunkle Wasseroberfläche geleitet. Dort erscheint das nur fragmentarisch angedeutete Spiegelbild der Frauengestalt. Es ist weniger „Abbild“ als malerischer Umgang mit dem Farbmaterial. Die dunkle Wasseroberfläche wird somit – einem abstrakten Gemälde gleich – zu einem Bild im Bild.

Die Doppelung der Bildebenen sowie die Thematisierung von Abbildhaftigkeit zeigen auf, dass Rosa Loys Werke immer auch Reflexionen über das Medium der Malerei sind. Die Grundprinzipien der malerischen Gestaltung - Farbe und Komposition - sind in ihrer Bedeutung den narrativen Bildelementen vorgeordnet. Im Bild „Rote Narzisse“ ist die rote Farbe entscheidend: Neben der spezifischen Farbsymbolik, die sie transportiert, verbindet sie alle drei Protagonistinnen und verknüpft die, in separate Handlungsabläufe eingebundenen Figuren, miteinander und mit dem Bildfeld. So bilden sich über den Einsatz der malerischen Mittel Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bildelementen aus, die zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten eröffnen.

Der provokante Blick der weiblichen Hauptfigur lädt gleichzeitig dazu ein, über die Rolle der Frau, die in der Geschichte der Kunst häufig als Bildobjekt, als Muse oder Venus dem voyeuristischen Blick dargeboten wurde, zu reflektieren. Klassische Zuschreibungen wie die Verbindung der Frau mit der Natur werden in den malerischen Auseinandersetzungen der Künstlerin mit dem „Mysterium der Frau“, im Sinne einer Reflexion über vergangene und gegenwärtige weibliche Rollenbilder, zur Diskussion gestellt. 1

Gleichzeitig macht Rosa Loy mit ihrer vielschichtigen Malerei darauf aufmerksam, dass es auf die Frage „Was kann Weiblichkeit heute sein?“ keine eindimensionalen und klassifizierenden Antworten geben kann.2 Anstatt Identitäten festzuschreiben, spaltet und spiegelt die Künstlerin ihre Figuren durch das, für ihre Malerei zentrale, romantische Motiv des Doppelgängers. Denn, so Barbara Steiner, „Doppelgänger bedingen eine sprichwörtliche Gespaltenheit, ein Sichgegenübertreten. Verschiedene Rollen anzunehmen erlaubt es, mögliche Identitäten durchzuspielen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen können.“ 3

Diese verschiedenen Rollen dienen als Identifikationsfiguren und laden in der Betrachtung der Werke Rosa Loys dazu ein, sich dem Spiel der freien Assoziation hinzugeben, eigene Geschichten zu entwickeln und persönliche Fragestellungen zu reflektieren.

Stephanie Damianitsch

1) http://www.rosa-loy.de
2) Rosa Loy, zitiert aus: „Rosa Loy und Neo Rauch im Gespräch mit Günther Oberhollenzer“, in: Rosa Loy und Neo Rauch. Hinter den Gärten, AK Essl Museum, Klosterneuburg; München/ London/ New York: Prestel Verlag, 2011.
3) Barbara Steiner, „Die Malerei als Doppelgänger“, in: Rosa Loy. Manna, AK Kunsthalle Gießen; Ostfildern: Hatje Cantz Verlag, 2011, S. 237.


Rosa Loy1 / 3
Dampf2 / 3
Rote Narzisse3 / 3
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