Yasumasa Morimura zählt zu den Vertretern der Appropriation Art (=Aneignung), die bewusst Werke anderer Künstlerinnen und
Künstler kopieren und diesen Akt, wie auch das Resultat, als Kunst verstehen. Er schafft mit diesen Aneignungen fotografische
Selbstporträts und ist beides zugleich, der Fotografierende und sein Objekt. Dabei bedient er sich diverser technischer Ressourcen
und kombiniert diese: sorgfältig aufgelegtes Make-up, ausgewählte Garderobe, gemalte Hintergründe, gebaute Kulissen oder digitale
Bearbeitung von Fotos und Pinselstrichen.
In der Fotoserie "A Requiem" von 2007, richtet Morimura seinen Blick auf jene schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts,
die sich als Fotografien oder Filmsequenzen sowohl ins Gedächtnis der Menschen, als auch in seiner persönlichen Erinnerung
verankert haben. Diese Ereignisse sind das Werk von Männern wie Adolf Hitler, Mao Tsedong, Ernesto Che Guevara oder eben auch
Albert Einstein, provoziert durch den in ihnen wohnenden "Susanoo", jener japanischen Gottheit für Sturm und Meer, die in
der Mythologie für Gewalt steht. Er versucht das innewohnende "Susanoo" zu besänftigen, indem er sich diesen historischen
Gestalten durch Selbstporträts annähert.
Bei allen Fotos dieser Serie können die Betrachter beim genauen Hinsehen kleine, winzige Veränderungen zu den bekannten Originalen
entdecken. Als Che Guevara trägt Morimura zum Beispiel eine Designerjacke, auch die Position des Sterns auf der Kappe ist
verändert.
Bei Albert Einstein ist es der überschminkte Perückenrand, den Morimura zeigt und damit seinen Prozess der Aneignung dieser
Fotoikone offen legt.