Muntean/Rosenblum schöpfen die Inspiration für ihre Malereien und Filme aus der klassischen Ikonographie. Farbsymbolik, Gesten
und Körperhaltungen werden aus der abendländischen Bildtradition übernommen, die mit Pathos beladenen Darstellungsweisen sind
aber aus ihrem religiösen Kontext gelöst und auf die Gegenwart angewandt. Teenager und junge Erwachsene treten meist in anonymen
städtischen Kontexten auf. Kombiniert werden die Szenen mit zitatartigen Texten in Englisch, die nicht unbedingt in direkter
Relation zu den Sujets stehen. Die Sätze sind Zeitschriften und Büchern entnommen, Muntean/Rosenblum verfremden sie, Bruchstücke
aus zwei Texten werden kombiniert.
Ein weißer Rand, der die Szenen wie in einem Bildschirm festhält, umgibt die Malereien und suggeriert eine fiktive, virtuelle
Welt. Die Filme des Künstlerpaars können als Weiterführung der Malerei, als Akt der Malerei mit anderen Mitteln verstanden
werden. Der Charakter der Darstellungen entspricht dem von Tableaux vivants. Sie sind wie gemalte Räume, lebendige Bilder,
in die der Betrachter eintreten kann.
Das Augenmerk der Künstler ist nicht auf die Jugend gerichtet, um Genrebilder zu zeigen, sondern im Gegenteil, um ihnen zu
entkommen. Die Jugendlichen sind zu vordergründig bedeutungsschweren Kompositionen im Sinne eines anatomischen Theaters arrangiert.
Die Arbeiten haben nur scheinbar etwas Porträthaftes, da sie nicht die Funktion eines Porträts erfüllen. Emotional aufgeladen,
vermitteln die Posen und Gesten der Dargestellten vordergründig zwar Subjektivität, den Ausdruck eines Individuums, doch zugleich
erscheinen sie leer, ohne konkrete Bedeutung. Nicht die Möglichkeit einer homogenen Struktur des Subjekts scheint essentiell,
sondern die Bruchstücke in der Mitte, ein Schwebezustand, der kaum fass- oder benennbar ist. Auch die Texte unter den Bildern
verführen, denn sie berühren im ersten Moment. Wegen ihres aphoristischen Charakters zwischen philosophischer Lebenswahrheit
und allgemeingültiger Alltagsweisheit wirken sie bedeutungsschwer und vertraut. Doch sobald man beginnt, über ihren Inhalt
nachzudenken, erweisen sie sich – wie die Malerei – als inhaltsleer. Auf der Kippe zwischen Signifikanz und Nichtsignifikanz
stehend, verstärken sie den offenen, vieldeutigen Charakter der Malereien.
Sprachlosigkeit und Melancholie schwingen mit und das Gefühl, dass man eigentlich nichts sagen, nichts ausdrücken kann, alle
Formen der gesicherten Identität scheinen zu entgleiten. Doch die Ambiguität bleibt aufrecht: Alles ist zugleich schlimm und
schrecklich und wunderschön. Melancholie und Verlorenheit – durchaus, aber in Klammern gesetzt, ironisch hinterfragt.