1953-54 | Zeichenunterricht bei Jürgen Böttcher (alias Strawalde) |
1956 | Wiederholte Bewerbungen an den Kunstakademien in Dresden und Ostberlin werden abgelehnt; es folgen autodidaktische Studien |
1957-59 | Abendkurse „Aktzeichnen“ an der Dresdner Kunstakademie |
1964 | Bekanntschaft mit Wolf Biermann |
1968 | Michael Werner zeigt die erste Einzelausstellung „deutsche avantgarde 3. a.r. penck“ in der Galerie Hake, Köln Nimmt das Pseudonym A.R. Penck an |
1972 | Teilnahme an der documenta 5 in Kassel |
1975 | Will-Grohmann-Preis der Akademie der Künste in West-Berlin |
1980 | Übersiedlung von der DDR nach Westdeutschland |
1982 | erste Nummer der Zeitschrift „Krater und Wolke“ erscheint |
1982 | Teilnahme an der documenta 7 |
1983 | Längerer Aufenthalt in Israel und Umzug nach London |
1989-2003 | Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf |
1992 | Teilnahme an der documenta 9 |
2003 | Umzug nach Dublin, Irland |
Der Osten
Hat mich ausgespuckt
Der Westen
Noch nicht gefressen
Jetzt werfe ich meine Erfahrung
Vor die Loewen
Ohne den Stolz
Des Epiktet
8 Sprünge
Um Beute zu machen
8 Verbeugungen
Nimm dir
Was du brauchst.1
1968 nimmt Ralf Winkler den Künstlernamen A.R. Penck an und verweist damit auf den Eiszeitforscher und Geologen Albrecht Penck
(1885-1945). In seinen Bildern bedient sich A.R. Penck Strichmännchen und grafischer Bildzeichen, die in ihrer Klarheit, Rohheit
und Aussagekraft an Höhlenmalerei oder an Graffiti erinnern. Bezeichnend ist das Bild „Der Übergang“ von 1963, auf dem ein
schwarzes Strichmännchen auf einem brennenden Brett über eine Schlucht balanciert. Das Bild kann als Metapher für die Teilung
Deutschlands gelesen werden.
In weiterer Folge entstehen die „Standart“-Bilder. Unter diesem Begriff versteht der Künstler eine Malerei, die so einfache,
archaische Bildzeichen verwendet, dass jeder sie – gleich wie etwa Verkehrsschilder oder Warenzeichen, versteht. Die
„Standart“-Bilder sind für den Künstler zunächst ein positiver Beitrag zum Sozialismus. Er glaubt an eine freie Gesellschaft
auf dem Boden der DDR. Doch der Staat verwehrt ihm die Anerkennung und lehnt seine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler
ab. Der Ausweg scheint die Ausrichtung auf den Westen zu sein. Im Jahr 1965 lernt A.R. Penck den Galeristen Michael Werner
kennen, der seine Bilder in den Westen schmuggelt und 1968 in Köln die erste Einzelausstellung ermöglicht. 1976 beginnt Penck
eine Zusammenarbeit mit Jörg Immendorff, dem West-Künstler, der sich wie er, in seiner Kunst mit den politischen Verhältnissen
im geteilten Deutschland beschäftigt. So lässt zum Beispiel Immendorff im Werk „Ohne Titel“ von 1979 seinen Freund Penck und
sich selbst mit Zangen den deutschen Grenzstacheldraht aufschneiden. 1980 wird Penck aus der DDR ausgebürgert und lebt heute
in Irland.
Aufgrund der vereinfachten, expressiven Bilderzeichensprache mit ihren frechen, wilden und rohen Tendenzen und der oft intensiven
Farbigkeit wird A.R. Penck Anfang der 80er Jahre zu den neuen Wilden gezählt.
Immer wieder beschäftigt sich A.R. Penck mit der Frage, wie man mit Bildern eine Gesellschaft steuern und beeinflussen kann.
Wie in einem Spiegel führt Penck in seiner Kunst einfache, gesellschaftsbedingte Verhaltensmuster vor, zu denen sich der Betrachter
positionieren kann. Die Bilder erzählen keine komplexen Geschichten. Vielmehr schreiben sie, oft Schwarz auf Weiß, Schlagzeilen
wie zum Beispiel: „Mann bedroht Mann mit Maschinengewehr“, „Papst segnet Tiere“ oder „Stark trifft auf Schwach“.
Am 2. Mai 2017 verstarb A.R. Penck nach längerer Krankheit in Zürich.
Mela Maresch