Julian Schnabel

1951 geboren in Brooklyn, New York
Lebt und arbeitet in New York

Julian Schnabel

1951 geboren in Brooklyn, New York
Lebt und arbeitet in New York

Persönliche Daten

1969-1973 Studium an der University of Houston, Texas: BFA
1973/74 Stipendiat des Whitney Independent Study Program, New York
1976-79 Reisen nach Spanien, Italien und Deutschland
1983 beginnt als Bildhauer zu arbeiten
1996 Regisseur der Filmbiografie "Basquiat" und vieler weiterer Filme
2007/08 Goldene Palme in Cannes sowie Golden Globe für Beste Regie und Bester Fremdsprachiger Film für Le scaphandre et le papillon (2007)
2010 Installieren seines großformatigen Gemäldes „Ahab“ (12 x 13m) im Foyer des Opernturms, Frankfurt am Main

Zum Werk

"Mit den "Plate-Paintings" waren mir endlich Bilder gelungen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Endlich hatte ich es geschafft, mich selbst zu überraschen - und einige andere."1
(Julian Schnabel)

Das vielschichtige Werk von Julian Schnabel beschreibt sich nicht allein dadurch, dass er nach unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten sucht. Der amerikanische Künstler mit jüdischen Wurzeln fordert sich stetig aufs Neue heraus. Sein künstlerischer Ausdruck bleibt in ständiger Bewegung. Mit Malerei, Bildhauerei, Regie, Fotografie ist er inzwischen in mehreren Disziplinen etabliert und anerkannt. Im Besonderen charakterisiert sich sein vielseitiges Wesen und Werk im Hinblick auf seine Malerei. Der Fundus unterschiedlicher Materialien und Themen, mit denen sich der Künstler auseinandersetzt, fordert Betrachtende in besonderer Weise heraus. Seine Kunstwerke haben als Malgrundlage oftmals vorgefundene Alltagsgegenstände (objet trouvés). Durch diese materialbestimmten Oberflächen entsteht ein fast skulpturaler Eindruck.

Mit seinen Ende der 1970er Jahre erstmals ausgestellten „plate paintings“ steigt er zum Shooting-Star der amerikanischen Kunstszene auf. Darin dienen zerbrochene Tellerscherben als reliefartiger Malgrund für expressive Figurenbilder. In „Pandora“ von 1986 ist mit Acrylfarbe auf Keramikscheiben ein Porträt von Jacqueline, der Ex-Frau von Julian Schnabel gegeben. Dabei erzeugt der farbige Hintergrund einen Kontrast zum braunen Inkarnat des Porträts. Die Figur wirkt trotz des direkten Blickkontakts distanziert und in sich gekehrt. Die zerbrochenen Tellerscheiben fördern den Eindruck von Tristesse und Zerbrechlichkeit. Nicht nur in diesen Tellerbildern finden sich neben persönlichen Themen auch Verweise zur Kunst- und Kulturgeschichte.
 

In der Arbeit „Victor Hugo“ von 1990 setzt sich Julian Schnabel beispielsweise mit dem französischen Schriftsteller auf sehr abstrakte Weise auseinander. Violette Ölfarbe ist in kraftvollen und kreisförmigen Strukturen auf eine feuerfeste Plane aufgetragen. Nur der Titel verweist auf den Bezug zum Dichter. Bei „Joe“ aus dem Jahre 1998 setzt sich der Künstler mit dem Tod seines Malerfreundes Joseph Glasco auseinander. Mit Öl, Harz und Emaillack gestaltet Schnabel einen transzendenten Farbraum. Die schwanenförmige, weiße Form verweist auf eine anwesende jedoch nicht fassbare Figur.


Das künstlerische Werk Julian Schnabels lässt sich schließlich nicht vollends kategorisieren. Mit Verbindungselementen zu Joseph Beuys, Jean Michel Basquiat und im Allgemeinen zur europäischen Malerei kann er in eine bestimmte Tradition gestellt werden. Solche Bezüge können zwar helfen die Werke des Künstlers ein Stück weit einzustufen, aber sie können nicht die sinnliche Erfahrung des Betrachtenden ersetzen.

„Ich mag das Zeug, das ich verwende, nicht besonders gerne sammeln, und ich mag auch nicht etwas aufbauen, ich bin kein Zimmermann, ich mag Konstruktionen und ähnliche Sachen nicht besonders; aber das Disponieren und die Art von psychologischem Gewicht, das verschiedene Materialien haben, bedeuten mir ziemlich viel.“2    (Julian Schnabel)
 
1) Gespräch mit Julian Schnabel von Eva Karcher, „Was ich mache, mache ich für mich selbst“, in: Sueddeutsche Zeitung, 26.06.2010, http://www.sueddeutsche.de/kultur/im-interview-julian-schnabel.
2) Gespräch mit Julian Schnabel von Carter Ratcliff, in: Julian Schnabel, AK Basler Kunstverein 1981, S.6.
 

Thomas Ochs
 

Pandora1 / 3
Victor Hugo2 / 3
Joe3 / 3
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