Hartwig Ebersbach

1940 geboren in Zwickau (Sachsen), Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig, Deutschland

Hartwig Ebersbach

1940 geboren in Zwickau (Sachsen), Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig, Deutschland

Persönliche Daten

1959-64 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Bernhard Heisig, danach freischaffend tätig
1979 erste Westeuropa-Reise zur Kunstmesse art Basel, Begegnung mit ihm wichtigen Kunstäußerungen (z.B. Walter Stöhrer)
1979-83 Lehrtätigkeit für experimentelle Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
1981-83 Mitglied der experimentellen „Gruppe 37,2“ (gegründet von Hans-Joachim Schulze)
1988 erste USA-Reise  (Personalausstellung New York)
1990 „Entgrenzung – Live Kunst im ZDF“ in Zusammenarbeit mit Wolfgang Krause Zwieback
1992 Mitbegründer der Freien Akademie der Künste zu Leipzig;
Südafrika-Reise (Studienaufenthalt)
1997 erste China-Reise
2005-11 mehrere China-Reisen
2012 Australienreise

Zum Werk

 
Der Leipziger Künstler Hartwig Ebersbach entwickelt eine intensivfarbige, ekstatische Malweise von großer Kraft. Er besetzt eine eigenständige künstlerische Position, die sich dem gestischen, stark von körperlichen Bewegungen geprägten Malprozess verpflichtet. Der wilde und plastische Farbauftrag geht mit einer Auflösung des Bildmotivs einher. Der oft intensive malerische Prozess führt zur Entgrenzung und räumlichen Erweiterung des Tafelbildes in mehrteilige räumliche Installationen. Seine in der DDR einzigartige, individualistische Position von gestisch, expressiver Malerei wird in den 1980er Jahren weit über die Grenzen hinaus bekannt. Ebersbach macht das individuelle Erleben zur Thematik seiner Bildwelt. Auf der Suche nach einer lebendigen Malerei wählt Ebersbach bereits in den 1970er Jahren das Motiv des Kaspers, der Figur des volkstümlichen Puppentheaters mit ihrer Narrenfreiheit, als Alter Ego. In einer Verschränkung mit der Christusikonografie und der Kaspererzählung führen die dargestellten Figuren einen Dialog, der letztlich auf eine intensive und schonungslose Selbstbefragung des Künstlers, bis hin zur Selbstauflösung hinausläuft.
Seine aktuellen Werke gleichen einer malerischen „Fleischbeschau“.
Der Kaspar, mythologische Figuren, Tiere und Menschen beleben seine aktuellen Bildwelten. Die Haut der gemalten Körper wird aufgerissen, wie bei Opfertieren, die Organe werden sichtbar, und treten in Form von wulstigen Farberuptionen aus dem Bild hervor. Die dicht aufgetragenen Farbmassen bewegen sich gleichsam wie im Überlebenskampf, tanzend über die teilweise farblose, imprägnierte Leinwand. Malen als spontane, existentielle, improvisierte Entäußerung! Zustandsbeschreibend und weissagend, Aufmerksamkeit erregend und zugleich fordernd.
 
Eingeweide
des Fasans
zu Häusern formen
 
Einen Fasan aufbrechen,
die Eingeweide entnehmen,
und daraus Formen herstellen,
Bausteine wie Lego,
und Häuser bauen.
An einer mesopotamischen Tonleber,
finde ich das gleiche System wieder,
Häuser für die Götter,
Götterwohnungen,
wie ein Kompass,
um schicksalhafte Zeichen
zu orten und zu deuten.1
 
 
Mela Maresch
 
 
1) Zit. Hartwig Ebersbach, in: Andreas Beaugrand (Hg.), Hartwig Ebersbach. Haruspex. Der Eingeweide Schauer, AK Bielefelder Kunstverein, 2001, S. 40.
Hartwig Ebersbach, 20071 / 3
Reiter-Fibel V, 20012 / 3
Kaspar Kalligramm – Blutschweißtuch, 20033 / 3
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