1985 | lebt in London |
1987/88 | Erste Ausstellungen in Berlin, Köln und Frankfurt |
1989-94 | Atelier in New York |
2001 | Förderpreis Bildende Kunst, Berliner Kunstakademie |
2004 | „Interieur No. 253“, Ausstattung des Bistro im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen |
Handelt es sich um Malerei, Skulptur, Möbeldesign oder Lichtobjekt? Diese Frage stellt sich beim Betrachten des Werks „Quadrinom“
(2005), das im ersten Moment schon eine irritierende Erscheinung ist.
Mathematisch definiert bedeutet Quadrinom Summe aus vier Teilen. Das freistehende Objekt besteht aus vier Leinwänden, die an einer massiv wirkenden kubischen Holzkonstruktion
befestigt sind und lädt ein, das Werk von allen Seiten zu betrachten. Zusätzlich kann das Objekt gedreht und durch eine Neonröhre,
die sich oberhalb der Bilder befindet, beleuchtet werden.
Henning verbindet hier auf kuriose Art und Weise Gattungen und Stile. Zum einen wird aus Malerei eine Skulptur, die zugleich
auch Lichtobjekt ist. Das Streiflicht von oben setzt die Malerei in Szene und hebt die Maltechnik hervor. Zum anderen lässt
das Objekt Bezüge zum Möbeldesign erkennen, die für Henning nicht untypisch sind, konzipiert er doch für zahlreiche Häuser
raumspezifische Installationen, bei welchen er ganze „Salons“ mit seinen Gemälden, Lichtskulpturen, Plastiken, dreidimensionalen
Wandobjekten, selbstentworfenen Möbeln, Tapeten und Teppichen, ergänzt von selbstproduzierter Musik, einrichtet. Farblich
abgestimmt ergeben die begehbaren und benutzbaren Installationen Gesamtkunstwerke, die er Interieurs nennt.1
Bei diesem Bild-Licht-Objekt fällt dem Betrachter meist zuerst der liegende Akt ins Auge, der selbst dem Nicht-Kunsthistoriker
in irgendeiner Art bekannt vorkommt. Es ist Tizians „Venus von Urbino“ (1538), die Henning in neue Kissen bettet und den Umraum
mit abstrakten Farbflächen ausfüllt. Das lockige Haar der Dame wird bei Henning zur ornamentalen Linie, die sich wiederum
verselbstständigt und auf der gegenüberliegenden Seite in kräftigen Farben die gesamte Bildfläche füllt.
Trotz aller Objekthaftigkeit wird Hennings Ausgangspunkt für seine Arbeit deutlich – das Ausloten der Grenzen der Malerei,
die Arbeit an der Erweiterung des Kunstbegriffs und der Stilbruch als Arbeitsprinzip.
„Durch all diese Gattungen entsteht eine Art konzeptionelles Konglomerat, was eine in meinen Augen nur angedeutete Moderne
und ihre Möglichkeiten der Infragestellung, Überhöhung, Ironisierung und Verehrung der Form mit eigentlich nur malerischen
Mitteln behandelt. Malerei ist für mich sicher nicht nur eine Haltung, sondern Geliebte, Ehefrau, Mutter, Tochter und Alter
Ego.“2
Eva Köhler