FERRAGOSTO (WOANDERS)

Cross Media Performance

FERRAGOSTO (WOANDERS)

Cross Media Performance
Mi, 22.08.2007, 19:30 Uhr

Essl Museum

Akustische Momentaufnahmen aus der Sammlung Essl und ihrer Umgebung sind die Grundlage von Elisabeth Flungers Klanginstallation FERRAGOSTO. In ihrer Performance wird die Percussionistin mit Metallgegenständen aus der Sammlung Essl und aus ihrer eigenen Sammlung spielen.
Elisabeth Flunger: Klanginstallation & Schlagzeug


1.
Akustische Momentaufnahmen aus der Sammlung Essl und ihrer Umgebung sind die Grundlage von Elisabeth Flungers Klanginstallation ferragosto II. In ihrer Performance wird die Percussionistin mit Metallgegenständen aus der Sammlung Essl und aus ihrer eigenen Sammlung spielen.

Mit ihrer musikalischen Sprache, die von Maschinen- und Umweltgeräuschen sowie vom Zufälligen und Mechanischen geprägt ist, wird sie die Klänge aus der Installation aufgreifen und neu interpretieren.


2.
Ferragosto ist in Italien die Zeit, in der alle fort sind, in der es an den Stränden am lautesten und in den Großstädten am stillsten ist, wo die Aktivitäten sich in die Peripherie verlagern, wo das Spiel zählt, die Nichtigkeit und das Nichtstun: Die Dinge laufen lassen, das Leben so sein lassen, wie es ist.

Aus Nähe und Ferne habe ich die Nähe gewählt: ich habe mir vorgenommen, Geräusche aus den Räumen der Sammlung Essl, aus der Umgebung und aus der Geschichte der Sammlung zu einer Klanginstallation zu verbinden. Schon lange habe ich mir gewünscht, mit Umweltgeräuschen zu arbeiten, mit akustischen Momentaufnahmen, und sie unbearbeitet als das zu verwenden, was sie sind, als verschieden lange Zeitspannen, die gefüllt sind mit dem was ich vorgefunden habe.

Das Alltägliche - das ganz normale Umweltgeräusch - wird als Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit selbst zum Besonderen. Es wird einem anderen Besonderen gegenübergestellt: einer Musik, die aber ihrerseits sich bemüht, so alltäglich wie möglich zu sein.

Auch in meiner Instrumentalmusik habe ich immer nach dem gesucht, was ohne mein Zutun passiert: eine Kiste voller Metallobjekte ausschütten, Dinge zum Wackeln bringen und warten bis sie wieder aufhören, einen Turm bauen und ihn einstürzen lassen. Ich bin von Spieltechniken fasziniert, die mir keine exakte Kontrolle über das klangliche Ergebnis ermöglichen: den Schlägel über die Oberfläche von Metallobjekten ziehen, zwischen den Objekten hin- und herpendeln, Murmeln rollen lassen. Ich habe entdeckt, dass diese Bewegungen Klangabfolgen erzeugen, die an die klapprige, mahlende Rhythmik von Maschinen oder an das Inexakte von Vogelrufen erinnern.


3.
Heterotopie ist ein von Michel Foucault verwendeter Begriff, der der Utopie entgegengestellt wird. Heterotopien sind wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.

Als Beispiele für Heterotopien nennt Foucault Jugend-, Alten- und Erholungsheime, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse, die Kollegs des 19. Jahrhunderts, Kasernen, Friedhöfe, Kinos und Theater, Gärten, Museen, Bibliotheken, Festwiesen, Feriendörfer, kultische und nicht-kultische Reinigungsstätten, Gästehäuser, Bordelle, Kolonien sowie das Schiff als Heterotopie schlechthin.

In seinem Radiovortrag "Die Heteropien" (France Culture, 7. Dezember 1966, siehe Foucault 2005) skizziert Foucault Grundsätze einer Wissenschaft der Heterotopien: der Heterotopologie. Bei den Heterotopien der heutigen Gesellschaft handele es sich vor allem um Abweichungsheterotopien, d.h. um Orte, an denen von der herrschenden Norm abweichendes Verhalten ritualisiert und lokalisiert wird. Sie befinden sich an den Rändern der Gesellschaft, "an den leeren Stränden, die sie umgeben". (Foucault, Michel: Die Heterotopien/ Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge. Frankfurt/M: Suhrkamp, 2005)



Elisabeth Flunger

Geboren 1960 in Bozen (Italien). Als Schlagzeugerin in Wien Tätigkeit als Solistin sowie in Ensembles wie Klangforum Wien, die reihe, Ensemble des 20. Jahrhunderts, u.a. Musikerin, Komponistin und Performerin in Theater- und Tanzproduktionen (u. a. Burgtheater und Akademietheater Wien, Volkstheater Wien, Rose Breuss, Tanz*Hotel, Damen & Herren, LuxFlux,). Zusammenarbeit mit den MusikerInnen und KomponistInnen Cordula Bösze, Karlheinz Essl, Clementine Gasser, Margarete Jungen, Katharina Klement, Mayako Kubo, Elliot Sharp, Burkhard Stangl, Kazuhisa Uchihashi, Ute Völker.

Kompositions- und Percussionworkshops mit Kindern und Jugendlichen, u. a. auch im Rahmen der Klangnetze in Wien.

Seit 2005 lebt Elisabeth Flunger in Luxemburg.

www.eflunger.com
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