ART.IST.INNEN

Künstlerinnen in der Sammlung Essl

ART.IST.INNEN

Künstlerinnen in der Sammlung Essl
Vom 15. Mai bis 11. September 1998 präsentiert die Sammlung Essl in der Ausstellung "ART.IST.INNEN" ausschließlich Werke von Künstlerinnen aus der Sammlung. Es werden Exponate von 20 Künstlerinnen gezeigt, darunter Arbeiten von Maria Lassnig, VALIE EXPORT, Eva Schlegel, Brigitte Kowanz, Birgit Jürgenssen und Johanna Kandl.

Vom 15. Mai bis 11. September 1998 präsentiert die Sammlung Essl in der Ausstellung "ART.IST.INNEN" ausschließlich Werke von Künstlerinnen aus der Sammlung. Es werden Exponate von 20 Künstlerinnen gezeigt, darunter Arbeiten von Maria Lassnig, VALIE EXPORT, Eva Schlegel, Brigitte Kowanz, Birgit Jürgenssen und Johanna Kandl. Erstmals werden auch Werke aus dem internationalen Part der Kollektion vorgestellt. Die Werke von Marie-Jo Lafontaine, Rosemarie Trockel und Cindy Sherman ergänzen die Ausstellung um wesentliche Aspekte der von Frauen produzierten Kunst und stellen die österreichischen Werke in einen internationalen Kontext. Die Zusammenstellung von österreichischen und internationalen Künstlerinnen wird das große künstlerische Potential belegen, das Österreich auch durch seine Künstlerinnen aufzuweisen hat. Die Vorbereitung dieser Ausstellung hat zu einer Reihe von Neuankäufen geführt, die die Sammlung in hervorragender Weise ergänzen.
 

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die österreichische Kunstlandschaft in vielfacher Weise gewandelt. Ein bemerkenswerter Faktor ist die ansteigende Präsenz von Künstlerinnen, die heute zu einem großen Teil die Entwicklungen zeitgenössischer Kunst beeinflussen. Waren noch in den achtziger Jahren die meisten Ausstellungen und Galerieprogramme maskulin besetzt, präsentiert sich heute kaum mehr eine Kunstschau ohne eine Reihe von herausragenden Arbeiten von Künstlerinnen.
 

Ein großer Prozentsatz der diesjährigen Documenta-Teilnehmer wurde von Frauen gestellt, auch Österreich war mit dem Schwesternpaar Hohenbüchler durch Künstlerinnen in dieser wichtigsten Schau zeitgenössischer Kunst vertreten. Erstmals wurden im vergangenen Jahr an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit drei Professorinnen mehr Lehrstellen mit Frauen besetzt als mit Männern. Neben zwei Amerikanerinnen ist Eva Schlegel als Gastprofessorin bestellt. Ihre Auseinandersetzung mit den Medien Malerei und Fotografie hat sie zu neuen technischen Möglichkeiten geführt, die es erlauben, beide Techniken in einer faszinierenden Weise zu kombinieren. Eva Schlegel, die zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart zählt und deren Werke inzwischen weltweit in Museen und Sammlung zu finden sind, ist mit einem bedeutenden Werkblock in der "Sammlung Essl" vertreten.
 

Die ältere Generation
Laut eigenen Aussagen ist es für Künstlerinnen heute, im Vergleich zu den sechziger und siebziger Jahren, wesentlich einfacher, ihre künstlerischen Positionen, in eine von den männlichen Kollegen immer noch dominierte Kunstwelt einzufügen. Die ältere Generation mit den international anerkannten Künstlerinnen Maria Lassnig, Martha Jungwirth, Kiki Kogelnik und VALIE EXPORT war noch intensiv in den Prozeß der Frauenemanzipation involviert und hat ihre Kunst von einem betont feministischen Standpunkt aus definieren müssen. Nach frühen Arbeiten, die den informellen Tendenzen der 50er Jahre folgen, suchte Maria Lassnig einen ihr eigenen künstlerischen Weg. Dieser führte sie wieder zurück zur Figur und zum Gegenstand. Seit den frühen 60er Jahren setzt sich die Künstlerin mit ihrem Körper und ihrer Gefühlswelt auseinander. Ihre figurativen "Body-Awareness"-Bilder nahmen viele Jahre in der von informeller Kunst dominierten Welt eine Ausnahmestellung ein. Lassnigs Treue zur Malerei auch in Zeiten von Happening und Minimal-Art, sowie die Konsequenz in der Behauptung ihres künstlerischen Selbstverständnisses gab vielen Künstlerinnen der nachfolgenden Generationen Mut zur Findung ihrer "Eigen-Art".
 

Zu den international wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt VALIE EXPORT. Mit betonter Radikalität hat sie die Benachteiligungen von Frauen in der Gesellschaft immer wieder aufgezeigt. Zu den Beständen der Sammlung Essl gehört Exports erste Video-Installation Touching. Body Poem aus dem Jahr 1970. In dieser Arbeit thematisiert die Künstlerin die Problematik körperlicher Berührung.
 

Kiki Kogelnik, die schon in den 60er Jahren nach Amerika ging, überzeugte in ihren, von der Pop-Art beeinflußten Arbeiten durch Witz und Ironie. Martha Jungwirth verstand es Ende der 60er Jahre an der Seite der "Wirklichkeiten"-Künstler Herzig, Zeppel-Sperl, Ringel und Kocherscheidt ihre Frau zu stehen. Birgit Jürgenssen hinterfragt mit ihren Werken die von der Gesellschaft vorgegebenen Definitionen der Frauenrolle und deckt ihre Problematik auf. Gemeinsam mit den wichtigsten internationalen Künstlerinnen, die sich für eine Anerkennung und Gleichstellung der Frauen eingesetzt haben und zu denen unter anderem Rosemarie Trockel und Cindy Sherman gehören, ist es den österrreichischen Künstlerinnen gelungen, den Weg für die selbstbewußte Position, die gegenwärtig von zahlreichen Künstlerinnen im In- und Ausland eingenommen wird, zu bahnen. In der Ausstellung "Art.ist.innen" werden das Video "Balthasar, 6 Jahre" von Trockel und Fotoarbeiten von Sherman präsentiert.
 

Die jüngere Generation
Die jüngere Künstlerinnengeneration, die in der Sammlung unter anderem durch Brigitte Kowanz, Johanna Kandl, Ilse Haider, Gudrun Kampl und Birgit Sauer vertreten ist, schöpft ihre künstlerischen Möglichkeiten heute voll aus. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen ist es diesen Künstlerinnen freigestellt, in welcher Weise sie sich, wenn überhaupt, mit ihrer Frauenrolle auseinandersetzen oder sich anderen, zum Beispiel politischen oder kunstimmanenten Fragestellungen widmen. Das Werk von Johanna Kandl ist sowohl durch technische wie auch inhaltliche Vielfalt gekennzeichnet. Neben großformatigen Leinwandbildern finden sich Fotoarbeiten, konzeptuelle Werke und Auseinandersetzungen mit Text als künstlerischem Ausdrucksmittel. In vielen ihrer Werke behandelt Kandl, die an allem interessiert scheint, was um sie herum geschieht, politisch relevante Themen. So hat sie zum Beispiel monatelang den Auszug der Russen aus Berlin vor Ort beobachtet und in zahlreichen Bildern dokumentiert. Andere Arbeiten belegen ihre Beschäftigung mit der Gentechnologie. Brigitte Kowanz hat sich, nach ihren malerischen Anfängen, mit Lichtinstallationen den Raum erobert. Die junge Künstlerin Birgit Sauer widmet ihre ganze Energie seit ihrer Studienzeit der Schaffung von abstrakter Graphik. Ihre außergewöhnlich großformatigen Radierungen finden international große Bewunderung. Die Sammlung Essl zeigt in der Ausstellung ein goßes Triptychon von Sauer. Ilse Haider und Gudrun Kampl verbindet die Freude am Experimentieren mit verschiedenen Materialien. Ist es bei Ilse Haider zum Beispiel das Gestalten von Bildern mit bedruckten Wattestäbchen, so verwendet Gudrun Kampl mit Vorliebe für ihre dreidimensionalen Objekte Samt. Die Sujets dieser Künstlerinnen zeugen nur sekundär von einem feministischen Standpunkt, der Umgang mit oben genannten Materialien, die sich äußerst selten in Werken von Männern finden, scheint jedoch an die Erfahrungen von Frauen gebunden.
 

Sujets
Unabhängig von den Freiheiten, die sich Künstlerinnen in den letzten Jahren erobern konnten, reflektieren weiterhin viele Künstlerinnen in ihren Arbeiten die Rolle der Frau in der Gesellschaft und ihr körperliches Befinden. Bei einer genaueren Betrachtung zeigt sich, daß der weibliche Körper zu den am meisten vertretenen Sujets in den Werken der Künstlerinnen gehört. Doch scheinen die Inhalte heute wesentlich geringer von Emanzipationsbestrebungen motiviert als in den 60er und 70er Jahren. Die Ausstellung "Art.ist.Innen" gibt die Möglichkeit, sich mit dieser Behauptung auseinanderzusetzen. Eines ist jedenfalls gewiß und wird auch von den Künstlerinnen bestätigt: Im Vergleich zu den männlichen Kollegen zeigen sich Künstlerinnen mutiger im Umgang mit den verschiedenen technischen Möglichkeiten. Die Bandbreite der von Künstlerinnen verwendeten Medien für die Gestaltung ihrer Aussagen ist auffällig. Viele von den ausgestellten Künstlerinnen arbeiten parallel mit mehreren Medien. So finden sich in der Schau sowohl zeichnerische, grafische wie auch malerische Werke neben Objekten, Fotografien und Videoinstallationen.
 

Die Künstlerinnnen
Brigitte Bruckner, VALIE EXPORT, Ilse Haider, Martha Jungwirth, Birgit Jürgenssen, Gudrun Kampl, Johanna Kandl, Brigitte Kowanz, Kiki Kogelnik, Marie-Jo Lafontaine, Maria Lassnig, Marie Luise Lebschik, Niki de St. Phalle, Anne (& Patrick) Poirier, Birgit Sauer, Meina Schellander, Eva Schlegel, Cindy Sherman, Barbara Szüts und Rosemarie Trockel.

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