1944–48 | Studium der Typografie und Buchillustration an der École nationale supérieure d’architecture et des arts décoratifs |
1947 | Mitglied der Gruppe „Jeune Peinture Belge“ |
1949–51 | Mitglied der Gruppe CoBrA |
1977 | Erste umfassende Retrospektive im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh und Auszeichnung mit dem Andrew-W.-Mellon-Preis für das Gesamtwerk |
1983–87 | Professur für Malerei an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris |
„Alles geschieht während der Arbeit (das ist ein Geheimnis der Malerei).“ 1
Pierre Alechinsky zählt zu den Protagonisten der Gruppe CoBrA, die während der Jahre 1948-1951 bestand, deren Ideen und künstlerische
Konzeptionen jedoch weit über diese kurze Zeit hinweg wirksam blieben. Künstler und Schriftsteller aus Kopenhagen, Brüssel
und Amsterdam schlossen sich zu einem kreativen Kollektiv zusammen und stellten die Weichen für die Kunst der Nachkriegszeit.
Unter dem Einfluss des Surrealismus entwickelten die CoBrA-Künstler eine autonome Bilderwelt und expressive Figuration. Die
Faszination der Darstellung des Irrealen, Unterbewussten und Zufälligen begleitet den Künstler Pierre Alechinsky sein Leben
lang.
Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Architektur und angewandte Kunst in Brüssel entwickelt Alechinsky eine
Liebe zu Buchmalerei und Schriftkunst wie zum Papier als bevorzugtem Trägermaterial. Seine Affinität zur Literatur spiegelt
sich in zahlreichen Wortspielen in seinen Werktiteln wider.
Angeregt durch die Freundschaft mit dem chinesischen Maler und Dichter Walasse Ting, beginnt Alechinsky in den frühen 50er
Jahren sich intensiv mit ostasiatischer Kalligraphie auseinanderzusetzen. 1955 bereist er Japan und dreht den Film „Calligraphie
japonaise“. Unter dem Einfluss der japanischen Tuschmalerei wird die schwarze Farbe zum bestimmenden Gestaltungselement. Ähnlich
ostasiatischen Kalligraphiemeistern beginnt Alechinsky auf Papierbögen auf dem Boden zu arbeiten, was seiner gestischen Pinselführung
und der spontanen Umsetzung kreativer Einfälle entgegenkommt.
1965 entsteht mit „Central Park“ sein erstes Acrylgemälde mit zeichnerischen „Randbemerkungen“. Diese „remarques marginales“
werden zu einem charakteristischen Gestaltungsmittel des Künstlers. Das meist in Acrylfarbe auf Papier gemalte zentrale Motiv
wird an allen vier Seiten von Tuschzeichnungen eingerahmt. Die vollendete Arbeit wird später auf Leinwand aufgezogen.
Auf zahlreichen Reisen erweitert Alechinsky seine Bildsprache. Immer wieder entdeckt er neue Gestaltungsmittel und ungewöhnliche
Trägermaterialien. Bis heute verwendet Alechinsky für seine Tuschzeichnungen und Randbemerkungen alte Zeichenpapiere, Manuskripte,
Navigationskarten, Aktien, Rechnungen und andere Schriftstücke. In seinen Arbeiten entfaltet sich ein fantastischer Bilderkosmos
von schier unendlichem Motivreichtum, in dem sich Schlangen, Fabelwesen, Vulkanausbrüche, Bäume und Schiffe, Meere und Gestirne
finden. Das Sujet wird vom Künstler nicht im Vorhinein festgelegt. Das Bild entwickelt sich aus dem Zusammenspiel von körperlicher
Aktion, spontaner Assoziation und spielerischer Transformation des Motivs.
Daniela Balogh