Frie­dens­reich Hun­dert­was­ser

1928 geboren in Wien
2000 gestorben auf dem Pazifischen Ozean vor Brisbane (AUS) an Bord des Schiffes Queen Elizabeth II

Frie­dens­reich Hun­dert­was­ser

1928 geboren in Wien
2000 gestorben auf dem Pazifischen Ozean vor Brisbane (AUS) an Bord des Schiffes Queen Elizabeth II

Persönliche Daten

1948/49 Besuch der Wiener Akademie der bildenden Künste im Wintersemester für drei Monate
1959 Gastdozent an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg
1961 Mainichi-Preis in Tokyo
1980 Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst
1981 Österreichischer Naturschutzpreis
1983-86 Bau des Hundertwasser-Hauses, Wien
1991 Eröffnung des KunstHausWien mit einer permanenten Präsentation seiner Schlüsselwerke
1993 Gestaltung der Hundertwasser Bibel
1996 Einweihung des von Hundertwasser umgestalteten Donauschiffes MS Vindobona, Wien.

Zum Werk

„Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit. Die Spirale ist das Symbol des Lebens und des Todes. Die Spirale liegt genau dort, wo die leblose Materie sich in Leben umwandelt.“1

Friedensreich Hundertwasser ist keiner Stilrichtung zuzuordnen, er hat einen ausgeprägten Personalstil entwickelt. Inspiriert von den Werken Gustav Klimts, Egon Schieles und Paul Klees, sieht er in den stilisierten Wellen des Jugendstils das natürliche Wachstum, das ihn sein gesamtes Leben hindurch beschäftigt und kreiert daraus seine eigene, ganz persönliche künstlerische Sprache. Er findet durch seine intensive Auseinandersetzung mit der Natur und allem Organischen zu einer Malerei, die Landschaftsformationen zu abstrakten Linien, Spiralen, Tropfen- und Kreisformen reduziert. Von 1953 an wird die Spirale ein zentraler Bestandteil seiner Kunst. Als sinnstiftendes Element des Lebens symbolisiert sie das Dasein und Vergehen, das Werden und Entstehen. Neben der Spirale ist es das Wasser, das für den Künstler ebenfalls eine sehr wichtige Bedeutung hat.

1971 zieht er auf das von ihm umgestaltete Schiff „Regentag“. Er liebt den Regen, der die Farben leuchten lässt und entwirft 1972 die „Regentage-Mappe“, das erste Werk, dass Agnes und Karlheinz Essl angekauft haben, sozusagen der Grundstein der Sammlung Essl. Hundertwasser reibt seine Farben am liebsten selbst an. Auch die Präparierung des Malgrundes unternimmt er selbst. Beim Malen beginnt er an den Außenrändern und füllt das Bild zur Mitte hin bis in den letzten Winkel des Bildformates aus. Das Essl Museum besitzt zahlreiche frühe Werke des Künstlers:

Im Bild „Byzantinisches Labyrinth“ (1961) ordnet der Künstler die verschlungenen Pfade von außen nach innen an. Ein leuchtendes Rot und das komplementäre Grün bilden einen starken Kontrast. Gegen das blaue Zentrum zu verwendet er die Primärfarben gelb, rot und blau, die er konzentrisch anlegt.

Im Bild „The three nose rivers“ (1961) füllen erdfarbige Spiralen eine Ellipse, die in der Mitte von drei blauen Zungen, die vom oberen Rand herabfließen, unterteilt wird. Das obere Drittel des Bildes ist mit lanzettförmigen Blättern gestaltet, auf die blaue und rote Tupfen, die wie Edelsteine aussehen, aufgebracht sind. Rechts unten wird eine kleinere Variation des Bildes eingefügt. Die unregelmäßig angelegte Umrahmung der Darstellung ist leuchtend violett und verleiht dem Gemälde eine besondere Strahlkraft. Die Schönheit der Farbe einzusetzen, ist für Hundertwasser ein ganz besonderes Anliegen und kommt in diesen Werken vollends zur Geltung.

In seinem Werk „Mit der Liebe warten tut weh, wenn die Liebe woanders ist“ aus der Regentage-Mappe (1972) hat Hundertwasser drei Gebäude mit Zwiebeltürmen, die an Lebkuchenhäuschen erinnern, aufgebaut. An den Fenstern erscheinen die Regentropfen, die auch als Tränen des Mädchengesichtes interpretiert werden könnten, welches ganz unten aus einer Türöffnung zum Betrachter blickt. Die verspielte Art, mit dem der Künstler die Behausungen ornamental gestaltet und die starken, ungebrochenen Farben verleihen dem Bild ein orientalisches Flair.

Ein weiteres Bild aus der Regentage-Mappe „Eyebalance number five“ (1972) besticht durch seine leuchtende Farbgebung. Wieder ist die Spirale Gegenstand der Darstellung. Um ein Zentrum kreisen schneckenhausförmig gemalte Bänder. Aus dem ocker- und schwarzfarbenen Hintergrund stechen die Farben rot, blau und grün hervor. Das Bild ruft Assoziationen einer aus der Vogelperspektive gesehenen, abstrahierten und bunten Landschaftsstruktur hervor.

Neben seiner Malerei hinterlässt der Künstler auch ein umfangreiches architektonisches Werk, wofür ihm die Natur ebenfalls als Ausgangspunkt diente. Für seine goldenen Zwiebeltürme, strahlenden Mosaike und leuchtenden Spiralen von einem Millionenpublikum geliebt, von Kunstkritikern als „Behübscher“ und „Zuckerbäckerarchitekt“ belächelt, ruft der Maler, Architekt und Zivilisationskritiker Friedensreich Hundertwasser auch heute noch Kontroversen hervor.

Elisabeth Pokorny-Waitzer und Mela Maresch
1) Friedensreich Hundertwasser, in: Schöne Wege. Gedanken über Kunst und Leben, München, 1983, S. 65.
Friedensreich Hundertwasser1 / 5
The three Nose Rivers (477)2 / 5
Byzantinisches Labyrinth (492)3 / 5
Regentage-Mappe, (IT HURTS TO WAIT WITH LOVE IF LOVE IS SOMEWHERE ELSE 630A)4 / 5
Regentage-Mappe, (EYEBALANCE NUMBER FIVE 368A)5 / 5
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