Eva Schlegel

1960 geboren in Hall in Tirol, Österreich
Lebt und arbeitet in Wien

Eva Schlegel

1960 geboren in Hall in Tirol, Österreich
Lebt und arbeitet in Wien

Persönliche Daten

1979-85 Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien bei Oswald Oberhuber
1997-2006 Professur für Kunst und Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien
2011 Kommissärin für den österreichischen Beitrag zur 54. Biennale in Venedig

Zum Werk

„Die Frauenporträts, die sich aus der Malerei befreiten, sind unscharfe Fotos, kein Gesichtszug ist zu erkennen, keine Regung einer Stimmung, keine hinzugefügten Details, um die Person zu definieren, und die Unschärfe verändert zudem oft die Bedeutung der Gesten. Die begleitenden Texte funktionieren wie Briefe oder biografische Details, die alles offen lassen.“1

Als Objekt- und Medienkünstlerin bespielt Eva Schlegel sowohl den musealen, als auch den öffentlichen Raum. Mitte der 1980er Jahre gestaltet sie Pigment- und Graphitarbeiten, die sie als Diptychen oder Triptychen einander gegenüberstellt. Auch Blei wird ab 1987 zum bevorzugten Bildträger, da es durch seinen Glanz und sein Schimmern Reminiszenzen an körperliche Sensualität hervorruft. Blei steht für Melancholie, Schutz und Gefahr, alles Themen, für die sich Eva Schlegel besonders interessiert.

Seit den 1990er Jahren arbeitet sie an den „Wolkenbildern“. Fotovorlagen von Wolkenformationen werden segmentweise kopiert, vergrößert und mithilfe eines chemischen Verfahrens auf den Kreidegrund übertragen. Abschließend werden bis zu zwanzig farblich abgestimmte Lackschichten unter der Beimischung von Ölfarbe darüber gelegt. So erhält das Bild einen feuchten Glanz, scheint körperlicher, scheint zu pulsieren und zu atmen. Dasselbe Abschlussverfahren wendet Schlegel auch bei der Übertragung der „Photos trouvés“ (Ende 1980er Jahre) mittels Siebdruck auf Blei oder Glas an. Bei diesen Arbeiten bilden pornographische Amateurfotografien aus den 1960er Jahren, deren Negative Eva Schlegel in einer Problemstoffsammelstelle gefunden hatte, das Ausgangsmaterial. Die Künstlerin zielt hier auf den voyeuristischen Blick des Betrachters, und bearbeitet die Fotos aus weiblicher Sicht, um einen feministischen Standpunkt zu positionieren.

Die achtteilige Arbeit „Ohne Titel“ (2001) setzt sich aus fünf auf Glas montierten Farbfotos und drei Texten auf Transparentpapier zusammen, die in zwei Reihen übereinander angeordnet sind. Die Gesichtszüge der abgelichteten Frauen verblassen, ihre Konturen verschwimmen im Hintergrund und die Texte werden unkenntlich.
Auch hier arbeitet Eva Schlegel mit der Ästhetik der Unschärfe. Sie findet Bildvorlagen oft zufällig in Modezeitschriften, Zeitungen oder auf Flohmärkten und vergrößert sie, kopiert oder fotografiert diese und lässt sie auf den unterschiedlichsten Bildträgern zu undeutlichen Erinnerungsbildern verschwimmen. Die bewusst eingesetzte Verunklärung reduziert den Informationsgehalt der Bilder, lässt die Motive weicher, in Auflösung erscheinen und verschiebt sie ins Schemenhafte und Malerische.

Das Jahr 1993 markiert den Beginn der Werkgruppe mit unlesbarem Text, die sich mit den Grenzen von Wahrnehmung beschäftigt. Sie setzt sich theoretisch mit Schrift auseinander und stellt dabei die Frage: „Warum sehen wir Text sofort als solchen, selbst wenn er vom primären Informationsgehalt befreit ist?“2
1995 gestaltet Eva Schlegel in Zusammenarbeit mit Coop-Himmelb(l)au für die Biennale in Venedig eine großformatige Glaswand mit verschwommenen schwarzen Textzügen, die vor die Fassade des österreichischen Pavillons gestellt wurde und erreicht damit internationale Bekanntheit.

Auch für das Essl Museum hat Eva Schlegel eine Glaswand gestaltet, sie fungiert als Trennwand zwischen Café und großem Ausstellungssaal im zweiten Stock. Das Kunstwerk „Ohne Titel“ (1999) ist über die gesamte Oberfläche mit einem weißen, unscharfen Text versehen. Trotz ihrer Unlesbarkeit werden die darauf angebrachten, amorphen Konfigurationen als Schriftzüge gedeutet, denn aufgrund ihrer block- und zeilenartigen Anordnung werden diese sofort mit einem Text assoziiert.

In der fotografischen Arbeit „o.T.008“ (2003) ist die Figur einer schwarz gekleideten Frau auf ein Minimum ihrer Erkennbarkeit reduziert. Wie der flüchtige Eindruck einer weiblichen Gestalt oder eine traumhafte Erscheinung wirkt ihre schemenhafte Silhouette vor weißem Hintergrund.

Der Siebdruck auf Blei „o.T.66“ (2005) hingegen zeigt wesentlich konkreter eine nur mit einem weißen Handtuch bekleidete Frau, deren Kopf nach unten geneigt ist. Nur in leichter Unschärfe wiedergegeben, lebt diese Darstellung vom dunklen Bildträger, mit dem eine Fülle von Eigenschaften verbunden ist. Das undurchdringliche Grau des Bleis wird lediglich durch einige hellere Stellen im Vorhang und Handtuch durchbrochen, ansonsten bleibt seine Wirkung düster und bildbestimmend.

Mela Maresch und Elisabeth Pokorny-Waitzer
1) Eva Schlegel, „Mit Fotografie arbeiten“, in: Augenblick. Foto\Kunst, AK Essl Museum, Klosterneuburg, 2002, S. 122.
2) Ebd.
Eva Schlegel1 / 5
o.T. 0082 / 5
Ohne Titel3 / 5
Ohne Titel4 / 5
o.T. 665 / 5
Impressum