1957-60 | Schlagzeuger in verschiedenen Grazer Jazzformationen |
1960-63 | Besuch der Akademie der bildenden Künste, Wien |
1963 | Einjähriges Studium an der Hochschule für bildende Künste, Berlin |
1966-70 | Assistent bei Prof. Max Weiler an der Akademie der bildenden Künste, Wien |
1968 | Gruppe „Wirklichkeiten“, Ausstellung in der Wiener Sezession gemeinsam mit Herzig, Jungwirth, Kocherscheidt, Ringel und Zeppel-Sperl |
1974 | Mehrmonatiger Studienaufenthalt in Paris, daran anschließend ein mehrjähriger Aufenthalt in Venedig |
1978 | Studienreise nach Australien und in die Südsee |
1979 | Immer intensivere Beschäftigung mit Theater und Bühnengestaltung |
1980 | Würdigungspreis zum Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst |
1987 | Erster Aufenthalt im Sommer in Dalmatien, auf der Insel Korčula. In den folgenden Jahren hält sich Peter Pongratz jeweils für mehrere Monate zum Arbeiten dort auf. |
1988 | Leitung einer Klasse für Malerei an der Salzburger Sommerakademie |
2000 | Fertigstellung seines Atelierbaus auf Korčula (HR) |
2005 | Gestaltung aller Cover, Buchrücken und der Box für die 21 Bände der Anthologie "Landvermessung - Österreichische Literatur 1945-2005" (Residenz Verlag) |
Peter Pongratz – Maler, Musiker, Bühnenbildner, Autor – war schon immer ein widerständiger Querdenker, der den Anspruch der
Authentizität sowohl für sich als Person als auch für seine Kunst allem voranstellt. Eine „erzsubjektive Bildnerei“ (Otto Breicha)1 war ihm von Anfang an wichtig. Er nahm noch nie Rücksicht auf Moden und Stilvorschriften, sondern stellt den originären,
individuellen, gefühlsmäßigen Ausdruck in den Mittelpunkt seiner Malerei, macht darin ein authentisches Welt- und Selbstbild
sichtbar. Pongratz möchte eine starke, intensive Kunst schaffen, das Schöne im Hässlichen darstellen und malt sich mit ungebärdiger
Lust an Farbe und Form „an ein Gefühl heran“ (Peter Pongratz). So nennt der Künstler seine Bilder „Schnappschüsse aus meinem nicht gerade ruhig dahintreibenden inneren Fluss“. Dabei
mischte er schon früh respektlos und konsequent antiakademisch das gestisch Figurale und das informelle Abstrakte und wandte
sich dabei bewusst gegen die damals richtungsgebenden Fronten des Abstrakten und Informellen sowie des Phantastischen Realismus.
Er war ein Vorreiter der „wilden“ Malerei, „noch ehe das ‚Neuwilde’ als Mode ins Kraut geschossen ist“ (Otto Breicha)2.
Immer schon Akademismen, Dogmen und Doktrinen misstrauend, begann Pongratz bald die freie, unverstellte und authentische Kunst
von Kindern, von Geisteskranken und von Urvölkern zu faszinieren. Nicht nach der Natur, sondern nach dem Gefühl, der Phantasie
wollte er malen, wie die COBRA-Maler, die Pongratz von Anfang an stark beeindruckten.
1966 ging Pongratz von Graz nach Wien, um dort an der Akademie für bildende Kunst einen Lehrauftrag bei Max Weiler anzutreten
und lernte eine Gruppe von gleichgesinnten, wenn auch sehr unterschiedlichen Malern kennen – Martha Jungwirth, Wolfgang Herzig,
Kurt Kocherscheidt, Franz Ringel und Robert Zeppel-Sperl. Otto Breicha ermunterte die Gruppe zu einer gemeinsamen Präsentation,
die als große Ausstellung der „Wirklichkeiten“ im Mai 1968 in der Wiener Sezession eröffnet wurde und als Legende in die österreichische
Kunstgeschichte einging – mit sehr großem Publikumszuspruch, aber vergleichsweise wenig positiver Resonanz bei der Kritik.
Eine seiner ersten Werkphasen „Landschaften“ (1969-74) widmet sich „paläontologischen Stillleben“ (Gerhard Roth) gleich, der Naturdarstellung, wobei das Außen, also die Landschaft und das Innen gleichzeitig zu sehen ist, wie etwa ein
dichtes Gewusel an geologischen Erdschichten, amöbenhafte Wesen, Zotteldärme, oder Körper- und Kopf-Querschnitte.
1970-71 beschäftigte sich Pongratz mit dem vordergründigen Kitsch religiöser Lehrbilder und übernahm Motive vom Schutzengel
bis zum Hubertushirsch in seine Malerei, von Otto Breicha „Alpen-Pop“ genannt, was den Dichter Wolfgang Bauer so beeindruckte,
dass er Pongratz als „Pongo“ zum Gesprächsthema in seinem Stück „Magic Afternoon“ machte.
Auf die Werkphase „The gentle Tasaday“, die aus der Faszination für ozeanische Kunst entstand, folgt der Zyklus „Soulpainting“
(1982-91), für den sich Pongratz von Musik(titeln) inspirieren ließ. Pongratz selbst ist der Meinung, „dass in vielen seiner
Bilder die starke Beziehung zu Jazz, Blues, Rhythm and Blues, Soul und ähnlichen Musikformen deutlich zu spüren ist.“3
Als Kontrapunkt zu seinem Kriegszyklus „Das Herz der Finsternis“(1992-94) lässt sich die darauffolgende Phase der „Kinderlieder“(1994-96)
sehen. In ihrer fröhlich-bunten Heiterkeit ähneln diese Werke bunten Kinderzeichnungen, denn „das, was Pongratz in seinem
‚Kinderlieder’-Zyklus sagt, kommt von der ständigen Anwesenheit seiner Kindheit in ihm.“4
Im letzten Jahrzehnt widmete sich Pongratz einerseits der Serie „Sweet Home Vienna“ (2004-2006) und andererseits den „Arkadischen
Szenen“ (2002-10).
„Er malt nicht Bilder, die es schon in ihm gibt, sondern er macht die Bilder erst beim Malen. Deswegen ist seine Arbeit ‚unwirklich’,
bedingungslos egoistisch, nichtreflexiv, nichtkontemplativ, verwirrt und verworren, unmittelbar, anfang- und endlos, spontan
und konzentriert, nicht so sehr Bild sondern Geschichte: seine Bilder deuten an, was in ihm vorging, während er malte.“ (Peter Handke)5
Pia Praska
1 Otto Breicha, „In beachtlich hoher Höhe“, in: Pongratz. Soulpainting 1962-1997, AK Historisches Museum der Stadt Wien, 1998, S. 13.
2 Ebd., S. 11.
3 Zit. Peter Pongratz, “Ein schriftliches Gespräch zwischen Gerhard Roth und Peter Pongratz“, in: Peter Pongratz. Soulpainting 1962-1997, Wien 1998, S. 77.
4 Elfriede Jelinek. „Nicht einvernehmlich“, in: Peter Pongratz. Soulpainting 1962-1997, Wien 1998, S. 161.
5 Peter Handke, “Über Peter Pongratz”, in: Peter Pongratz. Soulpainting 1962-1997, Wien 1998, S. 27.