Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
2000-2002
Meisterschüler bei Prof. Arno Rink
2001
Sächsisches Landesstipendium
Zum Werk
Der Leipziger Maler David Schnell ist kein Geschichtenerzähler, so wie einige seiner Leipziger Künstlerkollegen, sein Hauptthema
ist der konstruierte Landschaftsraum. Seine Bildräume mit extrem starkem Tiefenzug entwickeln eine Sogwirkung auf den Betrachter
und beziehen diesen mit ein. Auch aufgrund der großformatigen Leinwände kann sich die einnehmende Wirkung der Perspektive
aufs äußerste entfalten.
Schnell kreiert einen imaginären, fast virtuell anmutenden Bildraum in dem die Schwerkraft aufgehoben wird. Oft bleiben Unterzeichnungen
und Konstruktionslinien als Spuren des Entstehungsprozesses sichtbar, wobei er dem strengen Konstruktionsraster eher zwiespältig
gegenüber steht:
"Einerseits erschreckt mich das Raster, die Mathematik, die ich vorfinde. Andererseits ist diese umgesetzt in Malerei ein
Mittel zur Assoziation von Unendlichkeit und Tiefe, beides Begriffe, die mir bei der Erfahrung der Kulturlandschaft fehlen."
1
In seinen frühen Bildern zeigt David Schnell, wie der Mensch strukturierend in die Natur eingreift. Er malt Monokulturwälder,
Lichtungen oder Hochstände und Tribünen in menschenleeren Landschaften mit surrealem Charakter, in der schwebende Gegenstände,
wie überdimensionale Spulen oder Tontauben-Scheiben in Ufo-Größe in die Tiefe führen. Dadurch verwandelt sich eine völlig
langweilige Nutzlandschaft in Fiktion.
Mit den Schuppen und Scheunenbildern die ab 2003/04 entstehen wird der Fokus vorerst auf den abgeschlossenen Innenraum gelegt,
bald jedoch werden die Bretterverschläge immer durchlässiger, einzelne Balken und Bretter verschwinden, und einige Elemente
beginnen zu schweben. In vielen Werken durchdringen sich Landschaftsraum und architektonische Versatzstücke gleichwertig,
der Raum wird vermehrt aufgebrochen und verschachtelt. Dies führt soweit, dass Schnells Werke auf den modernen Betrachter
wie eine gemalte Computeranimation wirken, die scheinbar auf Knopfdruck jederzeit ihre Struktur verändern kann.
Zuweilen erobert sich die Natur in den Werken ab 2005 die Bildfläche zurück, das chaotische Blätterwerk überwuchert gebaute
Bretterkonstruktionen immer mehr. "In seinen neuesten Werken ist David Schnell malerischer geworden, so als hätte ein elektromagnetischer
Sturm nicht nur die Gegenstände, sondern auch die Farbe in Schwingungen versetzt." 2 Sehr malerisch ist zum Beispiel seine Arbeit Bank von 2008, die sich in der Sammlung Essl befindet, eine virtuelle, weitläufige
Raumstruktur, durchzogen von parallelen Holzkonstrukten, die lose schwebend äußert phantasievoll einen farbenfrohen und blühenden
Landschaftsraum durchziehen.
Die Vegetation nimmt Überhand in den jüngsten Bildern ab 2007, in manchen wird überhaupt auf jegliche Architektur verzichtet.
Einem Monet’schen Garten gleich führt nur ein zentralperspektivisch angelegter Weg umrahmt von Sträuchern und Bäumen im Farbenrausch
auf den Horizont zu.
Annette Stein
1) David Schnell zitiert aus: Susan Schmidt, in: David Schnell, Ausst.-Kat. Galerie Kleindienst, Leipzig, 2002, S. 3. 2) Jean-Christophe Ammann, in: David, Matthes und ich – Schnell, Weischer, Baumgärtel, Ausst.-Kat. Kunstverein Nürnberg; Bielefelder Kunstverein; Nürnberg: Verlag für moderne Kunst, 2004, S. 9.