Franz Ringel

1940 geboren in Graz
2011 gestorben in Graz

Franz Ringel

1940 geboren in Graz
2011 gestorben in Graz

Persönliche Daten

1955-59 Kunstgewerbeschule, Graz
1959-60 Hochschule für angewandte Kunst, Wien
1960-65 Akademie der Bildenden Künste, Wien (bei Albert Paris Gütersloh)
1968 Gründungsmitglied der Gruppe „Wirklichkeiten“
Mitglied der Wiener Secession
1969 Theodor-Körner-Preis
1972-1973 Aufenthalt in Paris über Einladung von Jean Dubuffet
1987 Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik
1989 Österreichischer Kunstpreis für Bildende Kunst
1991 Würdigungspreis für Bildende Kunst des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1993 Würdigungspreis des Landes Steiermark für Bildende Kunst


Zum Werk

„Mein Malvortrag ist nicht wüst. Ich male kein Blut. Ich male mit der Hand. Ich bin ein anständiger Maler. Meine Bilder sind keine Provokationen. Bei mir ist das Kunstwerk sicherlich das Produkt einer totalen Enthemmung.“ 1
Franz Ringel

Diese Enthemmung ist in seinen Bildern deutlich spürbar. Der österreichische Maler Franz Ringel arbeitet spontan aus dem Unterbewusstsein heraus. Figurale Motive werden in ihrer Körperlichkeit entfremdet, bis zur Hässlichkeit verzerrt. Ringels exzessiver, kräftiger Strich zieht sich durch das gesamte Werk.

Ringels Malerei begann, inspiriert durch die Künstler der Cobra-Gruppe stark abstrahierend, ein komplexes Netz in den Farben des Expressionismus’. Seine Prototypen werden später in ihrer Figürlichkeit stark überzeichnet und karikaturhaft umrissen. Dieser 1969 erfundene „Kasperlstil“ ist sexuell besetzt. Prägend ist für den Künstler auch seine Begegnung mit Jean Dubuffet in Paris (1972-73), wo eine Freundschaft zwischen den Künstlern entsteht. Anregungen aus der Art Brut-Sammlung Dubuffets und dessen eigenem Werk sind in den folgenden Jahren in Ringels Arbeiten zu finden.

Anfang der 1980er wird seine Malerei lauter und die Farbe Grün taucht erstmals in den Werken auf. Seine emotional aufgeladenen Bilder mit Kopfdarstellungen entstehen, worunter sich viele Portraits, wie auch Selbstportraits (1986) befinden. Mit schwungvollem Strich und auch direkt aus der Tube auf die Leinwand gedrückt sind diese formatfüllenden Portraitköpfe in Farben gehalten, die in ihrer Gegenüberstellung schockieren. Als Paradebeispiele dieser Werkphase ließen sich die großformatigen Werke „Spanier“ und „Spanierin“ (beide von 1981) heranziehen. Meist überwiegt ein Farbton, der wild und nahezu aggressiv auf die Leinwand aufgebracht wird, mit der Hand wird in Farbmassen gewühlt und hineingekratzt.

Die wenige Jahre umfassende Beschäftigung mit Aktdarstellungen anfang der 1990er Jahre bleibt in sich abgeschlossen. Ringel hält den menschlichen Körper mit flüssigem Strich in seinen Umrissen fest und betont vor allem die Geschlechtsmerkmale und Köpfe. Sie werden zeichnerisch von schwarzen Strichbündeln und Verknäuelungen überlagert und stellenweise übermalt.

Im seinem Beethoven-Zyklus (1991) sind kreisförmige, sprudelnde Farb-Floskeln eingebaut, die in ihrer Anordnung die Musik versinnbildlichen. Wie einzelne Töne kraftvoll zu einem Akkord gegeneinander schwingen, sind sie auf die Leinwand aufgebracht. Sie bewegen sich im Kreis wirbelnd und von den Seiten her schwebend auf die Mitte zu.

Im Zyklus der „Göttlichen Komödie“ (1995) mit seinen melancholischen, archaischen Figuren dominieren die Grundfarben, die Köpfe sind schemenhaft, ohne Körper und von einer starken Ausdruckskraft erfüllt. Ringel bleibt auch in den folgenden Jahren seinen Gestaltungsweisen treu. Noch dicker wird jedoch die Farbe aufgetragen und damit die Haptik seiner Kopfgestalten betont. Der Wiener Künstler bedient sich der Farbe als emotionales Ausdrucksmittel, aber auch ihrer Materialität.

Elisabeth Pokorny-Waitzer
1) Franz Ringel, in: Franz Schuh (Hg.), Franz Ringel, Wien, 1991, S. 7.

Franz Ringel und Kuratorin Sonja Traar1 / 5
Kasperl am elektrischen Stuhl, 19692 / 5
Zwillinge, 19713 / 5
Spanier, 19814 / 5
Violinkonzert (Zyklus Beethoven), 19915 / 5
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