Als Kurator konnte Prof. Wieland Schmied gewonnen werden, ein profunder Kenner österreichischer Kunst und international renommierter
Kurator. Den zeitgenössischen Entwicklungen hat sich Silvie Aigner gewidmet. Sie entwickelte das Konzept zur Präsentation
"Zeitgenössische Positionen".
In der Ausstellung werden 111 Künstlerinnen und Künstler aus dem Gebiet der Malerei sowie den Bereichen Skulptur, Zeichnung
und neue Medien gezeigt. Insgesamt sind rund 270 Werke zu sehen, damit wird die gesamte Ausstellungsfläche der Sammlung Essl,
rund 3.200 m2, bespielt.
Während die Arbeiten bis 1945 im Wesentlichen aus dem Besitz öffentlicher und privater Sammlungen in Österreich, Deutschland
und der Schweiz stammen, kommen die Werke beginnend mit der ersten Nachkriegszeit überwiegend aus dem Bestand der Sammlung
Essl. Hochkarätige Leihgaben von Gustav Klimt, Egon Schiele, Richard Gerstl, Oskar Kokoschka, Max Oppenheimer, Koloman Moser,
Albin Egger-Lienz, Werner Berg, Franz Sedlacek, Arnold Schoenberg, Herbert Boeckl und vielen anderen sind zu sehen.
Konzept der Ausstellung
Die Ausstellung gibt ein umfassendes Bild der österreichischen Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts, in dem sich die größten
Umbrüche in der Kunstgeschichte vollzogen haben.
Die Schau ist in fünf Zeitabschnitte eingeteilt: Nach 1900 (1900-1918), Die Zwischenkriegszeit (30er Jahre), Nach 1945 (1945 1965), Neue Tendenzen (1956-1995) sowie Zeitgenössische Positionen (1995-2005)
Die Ausstellung erfasst gleich einem Koordinatensystem die wichtigsten Konfrontationen und Kontinuitäten der österreichischen
Kunst des 20. Jahrhunderts. In diesem Koordinatensystem bilden Kontinuitäten die Vertikale, während die Horizontale von den
Konfrontationen bestimmt wird, die sich von Epoche zu Epoche wiederholen.
Zu den Kontinuitäten ist eine vom Expressiven ins Abstrakte reichende Linie zu zählen, die sich etwa an den Namen Richard
Gerstl, Herbert Boeckl und Josef Mikl festmachen lässt. Eine andere Linie lässt sich von den exaltierten Posen der Figuren
eines Egon Schiele zur "Körperkunst" des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts ziehen, während manche Unheimlichkeiten im zeichnerischen
Werk von Alfred Kubin und Klemens Brosch sich etwa bei Günter Brus fortsetzen.
Zu den Konfrontationen gehören sowohl die in der persönlicher Rivalität begründeten Gegensätze, wie zum Beispiel zwischen
dem frühen Oskar Kokoschka und Max Oppenheimer, als auch prinzipielle Divergenzen, die sich etwa mit dem Begriffspaar Josephinismus
und Barock bezeichnen lassen und im Konflikt zwischen Adolf Loos und Karl Kraus einerseits, der Klimt-Gruppe und der Wiener
Werkstätte andererseits kulminieren. In der Nachkriegszeit setzen sich diese Gegensätze im Dualismus der Gruppe um Otto Mauer
(Rainer, Mikl, Hollegha, Prachensky) und den Phantastischen Realisten (Brauer, Fuchs, Hausner, Hutter, Lehmden) fort.
Zu einer Fotodokumentation des Wiener Aktionismus hat der Komponist Karlheinz Essl jun. die generative Klanginstallation nature
/ morte geschaffen, die in der Rotunde zu hören sein wird.