Die Personale zeigt repräsentative Arbeiten aus allen wichtigen Werkgruppen und versucht eine Neubewertung des Malers und
seines Werks aus heutiger Sicht, zu einem Zeitpunkt, wo die Positionierung von gegenständlicher und abstrakter Malerei als
nicht mehr relevant erachtet wird.
Die Ausstellung setzt sich vorwiegend aus Beständen der großen Sammlungen Kocherscheidts zusammen, des Morat-Instituts in
Freiburg/Breisgau, der Sammlung Essl und von Botho von Portatius, Berlin sowie dem Nachlass. Im Zentrum steht Kocherscheidt als surrealer, visionärer Künstler, der in seiner bewusst asketischen Malerei Objekte und Signale
seiner Umgebung auf ihre hermetischen Möglichkeiten hin befragt und darin eine malerische Antwort findet. Kurator ist der deutsche Kunsthistoriker Veit Loers. Kurt Kocherscheidt – Maler, Naturforscher und Visionär
„Nach Anfängen einer szenarischen phantastischen Malerei der späten sechziger Jahre setzt Kurt Kocherscheidts malerische Entwicklung
erst Mitte der siebziger Jahre ein. Eine Südamerikareise (1972/73) hat dem Maler Kocherscheidt die Träume des Naturforschers
nähergebracht. Der Kauf eines bäuerlichen Anwesens in Grieselstein (Jennersdorf) im Südburgenland und seine Aufenthalte dort
verdichten seine Naturbeobachtungen. Stillebenhafte Szenarien lassen den Mikrokosmos, die Welt der Insekten und diluvialer
oder vulkanischer Erdformungen surreal in die Realität einbrechen, zu einem Zeitpunkt, wo Malerei selbst international wenig
Relevanz und Beachtung besitzt. Die Ausstellung widmet diesem Frühwerk der späten siebziger Jahre ausgiebig Raum, weil es
der Schlüssel zur inhaltlichen und malerischen Verdichtung der späteren Jahre ist. Während der Jahre der Malereibewegung zu
Beginn der achtziger Jahre dynamisiert Kurt Kocherscheidt Zug um Zug seine Motive und reduziert sie zu rätselhaften Zeichen
zwischen Eros und Thanatos. Als neue durchgehende Thematik tritt nun ein mediterraner Mythos, von Kolchis im Osten bis zu
den Säulen des Herkules im Westen, so als kehrte die Vergangenheit in codierten Archetypen wie Masken, Codices und goldenen
Scheiben zurück. Aus surrealen Stillleben und Genremotiven der Anfangszeit erwachsen dunkle Ornamente, Flächen und Höhlungen.
Dem abstrakten Malereiklima der späteren achtziger Jahre antwortet Kurt Kocherscheidt mit reduzierten dunklen Zeichen. Kurt
Kocherscheidt, der früh verstorbene Maler mit bildhauerischen Neigungen ist 1943 in Kärnten geboren und hat nach dem Kunststudium
in Wien die Künstlergruppe „Wirklichkeiten“ (1968) mitbegründet. 1973 heiratete er die Fotografin Elfie Semotan. Obwohl er in zahlreichen Ausstellungen
im In- und Ausland zu sehen war (Museum des 20. Jahrhunderts in Wien, Rupertinum Salzburg, Wiener Secession, Stedelijk van
Abbemuseum in Eindhoven, MAK in Wien und Museum van Hedendaagse Kunst in Gent), am Ende sogar auf der documenta IX in Kassel, ist er ein Einzelgänger geblieben. Seinem Oeuvre ist noch nicht die gebührende
internationale Beachtung zuteil geworden, nicht zuletzt deshalb, weil die internationale Rezeption von Malerei diesem sperrigen Werk eher eine Außenseiter-Rolle zumaß.“ Veit Loers