MARTIN SCHNUR

Vorspiegelung
Fr, 01.02.2013 - So, 09.06.2013
Großer Saal
Kurator: Günther Oberhollenzer

MARTIN SCHNUR

Vorspiegelung
Fr, 01.02.2013 - So, 09.06.2013

Großer Saal

Martin Schnur gehört zu den aufstrebenden Malern Österreichs. Das Essl Museum würdigt seine Arbeit mit einer großangelegten Museumspräsentation, die einen Blick auf das reichhaltige Schaffen der letzten Jahre wirft.
Martin Schnur gehört zu den aufstrebenden Malern Österreichs. Das Essl Museum würdigt seine Arbeit mit einer großangelegten Museumspräsentation, die einen Blick auf das reichhaltige Schaffen der letzten Jahre wirft. Die Ausstellung zeigt großformatige Ölbilder auf Leinwand, Malereien auf Kupfer sowie Pastelle und Objektarbeiten, mit denen Schnur auf seine Bildhauereiausbildung zurückgreift.

Das Essl Museum widmet dem österreichischen Künstler Martin Schnur eine Personale mit dem doppeldeutigen Titel >Vorspiegelung<. Die Ausstellung wirft einen Blick auf das reichhaltige Schaffen der letzten Jahre, in denen Schnur sein raffiniertes Spiel mit Spiegelungen, Reflexionen und miteinander verschränkten Realitätsebenen immer weiter vorangetrieben hat. Schnurs malerisches Werk überschreitet dabei die Grenzen zur Bildhauerei, er experimentiert mit Materialien und bedient sich längst vergessener Techniken.

Grenzgänger zwischen den künstlerischen Medien

Neben den großformatigen Ölbildern werden erstmals neue, überraschende Objektarbeiten zu sehen sein, in denen der Künstler Malerei und Skulptur, Fläche und Raum spielerisch zueinander in Beziehung setzt. Der 1964 geborene Schnur greift damit auf seine Bildhauereiausbildung – er studierte bei Joannis Avramidis – zurück und setzt gleichzeitig konsequent den Weg fort, mit dem gemalten Bild in den Raum zu gehen. Für seine kleinformatigen Malereien verwendet Schnur anstelle von Leinwand häufig eine dünne Kupferplatte als Bildgrund. Diese in der zeitgenössischen Kunst selten verwendete Technik kommt aus der Barockzeit und fasziniert ob ihrer Oberflächengestaltung und Haptik; das rötliche Metall schimmert immer wieder leicht durch, was eine seltene Schönheit erzeugt.

In der Ausstellung gibt es auch eine Reihe kleinformatiger Pastellzeichnungen zu sehen, die sich dem Landschaftsthema widmen. Diese feinen Blätter zeigen, welch besonderes Gespür Schnur für Farbe und Form hat: Der Gegenstand löst sich immer mehr auf, die Natur wird zur reinen, fast abstrakten Farbkomposition.

Virtuoses Spiel mit Realitätsebenen: Naturlandschaft und Innenraum

Verschiedene Realitätsebenen, vielschichtig zu einem Ganzen zusammengesetzt, sind ein kennzeichnendes Merkmal vieler Malereien. In eine Naturlandschaft wird eine zweite, klar begrenzte Malebene eingeschoben, in einem Interieur mit Menschen öffnet sich ein Bild in den Außenraum. Indem Landschaft und Mensch fast nie auf derselben Bildebene existieren und auch inhaltlich kaum in Beziehung stehen, bricht der Künstler mit der Erwartung einer romantischen Naturdarstellung. Seine Landschaften bieten auch keine weiten Panoramen und Perspektiven, sie sind ausschnitthaft und fragmentarisch, dicht am Holz, am Wasser, an den Gräsern. Der Künstler erfreut sich an der unerschöpflichen Formen- und Farbenvielfalt der Natur, geeignete Kulisse für sein virtuoses Spiel mit Licht und Schatten, mit Spiegelungen und Schattierungen.
In seinen Bildern setzt Schnur junge Menschen, in legerer Kleidung oder auch nackt, in den Vordergrund. Sie wirken ohne erzählerischen Kontext isoliert und fragil. In sich gekehrt und still treten sie nicht mit dem Betrachter in Kontakt, meist von ihm abgewandt bleibt eine Kommunikation verwehrt.

Der menschliche Körper und Naturlandschaft dienen dem Künstler als Versuchsfeld für eine Malerei, die mit Licht und Schatten, Fläche und Raum poetisch wie sinnlich eine neue Wirklichkeit erschaffen kann. Mensch und Natur sind auf die Malerei bezogen, sanft eingebettet leben sie in ihr, anstatt sich an den Rezipienten zu wenden oder einen klar fassbaren Inhalt zu vermitteln. Die Überblendung der Räume und Atmosphären, die Ambivalenz von geometrisch eingegrenzten Feldern und Tiefenwirkungen verleihen den Kompositionen, Vexierbildern gleich, eine zusätzliche Intensität.

Licht, Schatten und Spiegelungen

Verbindendes Element der verschiedenen Realitätsebenen sind Lichtstimmungen und Spiegelungen – ein häufig wiederkehrendes Motiv ist der zerbrochene Spiegel. Faszinierend und bedrohlich zugleich setzt ihn Schnur gekonnt ins Bild: Mensch und Landschaft reflektieren sich auf am Boden liegenden Spiegelflächen, Protagonisten hantieren ziemlich gefährlich mit Scherbenstücken. Ähnlich verhält es sich mit dem Licht. Der in den Innenraum eintretende Schein eines Lichtstrahls setzt sich im daneben liegenden Naturaußenraum fort. Das Licht wird zum Protagonisten der Malerei.

Mit rund 25 Arbeiten umfasst die Einzelausstellung neben Leinwand- und Kupfermalereien die neue Objektserie "Display" und kleinformatige Pastellzeichnungen. Die Werkauswahl wurde zusammen mit dem Künstler festgelegt. Neben zahlreichen Sammlungswerken und Leihgaben werden neue Arbeiten direkt aus dem Atelier zu sehen sein.
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Martin Schnur2 / 3
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