Karlheinz Essl hat den Künstler durch viele Jahre seines Schaffens begleitet und Arbeiten aus den verschiedenen Werkphasen
des Künstlers erworben. Es ist ein hervorstechendes Merkmal der Sammlung Essl, dass das Schaffen eines Künstlers durch viele
Jahre begleitet und in die Tiefe gesammelt wird.
40 Schaffensjahre werden in der Ausstellung präsent: die frühe Aktionsmalerei, die Zeit des Wiener Aktionismus Anfang der
1960er Jahre, die Konzeption und Entwicklung des Orgien Mysterien Theaters bis zu neuer Malerei. Die Idee des Gesamtkunstwerks,
die das O.M. Theater bestimmt, als Zusammenspiel von Malerei und Fotografie, Installation, Aktionsrelikt und Musik wird in
dieser Schau umfassend erlebbar. Der selten gezeigte Werkkomplex der 38. Malaktion im Schömer-Haus 1996 und die Kapelle des
6 Tage Spiels, Prinzendorf 1998, unterstreichen das Konzept eines alle Sinne umfassenden Kunstwerks.
Auch Werke aus der jüngsten Zeit, in überraschender Farbigkeit, sind zu sehen. Die Architektur der Ausstellungshalle und des
Großen Saals bieten den großzügigen Rahmen für die Präsentation einer beeindruckenden Werkschau als Gesamtkunstwerk.
In den letzten Jahrzehnten gab es kaum einen österreichischen Künstler, der die Nation mit seinem Schaffen so spaltete wie
Nitsch und derart emotional geführte Diskussionen auslöste. Die Wurzeln der Kunst von Hermann Nitsch entstammen dem Wiener
Aktionismus der frühen 1960er Jahre. Nitsch zählt zu den ersten und prominentesten Vertretern dieser Kunstrichtung, die als
bedeutendster Beitrag Österreichs zur Kunst der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gewertet wird. Werke von Hermann Nitsch gehören
zu den Beständen der wichtigsten Museen der Welt.
115. Aktion von Hermann Nitsch
Aus Anlass der Ausstellung wurde am 15.11.2003 die 115. Aktion von Hermann Nitsch veranstaltet, die dem Typus einer Aktion
von 3 Stunden entspricht, wie sie der Künstler schon in vielen Kunstzentren der Welt aufgeführt hat – unter Einsatz von Blut
und Fleisch, 20 Akteuren und 8 Musikern (3 Saxophonisten, 2 Trompeter, 2 Posaunen, Live-Elektronik).
Polemik
Die NITSCH-Retrospektive in der Sammlung Essl wurde von heftigen Attacken begleitet, die zuletzt sogar gemeindepolitische
Dimensionen annahmen. Schließlich schaltete sich der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in die Diskussion ein und
rief in einem Offenen Brief seine Klosterneuburger Parteifreunde zur Besonnenheit auf.
Le mystère d'orgue
Generative Klanginstallation für Hermann Nitsch
Als musikalische Begleitung zur großen Hermann Nitsch-Retrospektive in der Sammlung Essl hat der Komponist Karlheinz Essl die raumgreifende Klanginstallation Le mystère d'orgue geschaffen, die von der Rotunde aus den Großen Saal und die Ausstellungshalle mit Klängen durchflutet. Musik ist für Nitsch
seit jeher integraler Bestandteil des Orgien Mysterien Theaters, das im August 1998 seinen Höhepunkt im 6 Tage Spiel fand.
Für dieses minutiös durchchoreographierte Gesamtkunstwerk hat der Künstler eigens Musik komponiert, die unlängst auf 51 CDs
veröffentlicht wurde.