SOSTENUTO (MOTHERS’ MORTON’S MEMORIES)

Konzert/Performance

SOSTENUTO (MOTHERS’ MORTON’S MEMORIES)

Konzert/Performance
Mi, 17.04.2013, 20:00 Uhr

Essl Museum

Wir kennen Bertl Mütter als eigenwilligen Befrager von Schubert, Schumann, Bruckner oder Mahler. Nun tritt er in einen intimen Dialog mit Morton Feldman und assoziiert dazu Beethoven, Schubert und Schostakowitsch, dazwischen, als verbindende Trennschicht, Bach.

Bertl Mütter: Posaune, Basstrompete, Stimme, Komposition

 

Wir kennen Bertl Mütter als eigenwilligen Befrager von Schubert, Schumann, Bruckner oder Mahler. Nun tritt er in einen intimen Dialog mit Morton Feldman und assoziiert dazu Beethoven, Schubert und Schostakowitsch, dazwischen, als verbindende Trennschicht, Bach. sostenuto ist ein sehr langes sehr leises Stück. Wo sich die Zeit aufhebt. Über das Aufhören, Fragen zu stellen. Musik von infamer Zartheit und Langsamkeit als Bewegung in der Stille.
 
„Meine Stücke sind nicht zu lang. Wenn man sie anhört, scheinen sie sich in die Landschaft der Zeit einzufügen, die ich mitbringe. Würden Sie sagen, dass die 'Odyssee' zu lang ist? Ich empfinde, dass die Stücke eine natürliche Länge haben, damit sie ihr Leben ausleben können.” Morton Feldman (1926–1987), Middelburg-Lecture, 2. Juli 1985
 
Morton Feldmans Stücke beginnen augenblicklich und dauern nach dem Verklingen weit noch an. Als wären sie immer schon da. Aus der Zeit. Und sind es ja Klangwelten, um die wir seit jeher gewusst haben. Feldman hat sie uns le-diglich gehoben. Eine Musik, in der alle Musik (und nicht nur diese) eingebettet ist. Eigentlich komponiere er nur aus Trauer darüber, dass Schubert gestorben sei. Er hätte es nicht extra sagen müssen. Aber es eröffnet assoziative Seitenäste: Zum Adagio des Streichquintetts D.956 (September 1828), zum Adagio von Schostakowitschs letztem Werk, der Violasonate op. 147 (6. Juli 1975) und zum Adagio sostenuto von Beethovens Sonata quasi una fantasia op.27/2 cis-moll (1801), deren anfängliches Triolenmotiv eine Verbindung zurück zu Feldman's Triadic Memories (1981) herstellen könnte. Im Übrigen: Erinnern ist ein nach vorne projizierender Vorgang, macht gegenwärtig, fundiert die Zukunft.
 
Bertl Mütters sostenuto ist ein sehr langes sehr leises Stück. Wo sich die Zeit aufhebt. Über das Aufhören, Fragen zu stellen. Musik von infamer Zartheit und Langsamkeit als Bewegung in der Stille. Im Finstern. Katakombenklänge.
 
”John [Cage] once mentioned that Morty [Feldman] had once said to him that sometimes when he, Morty, was composing, he felt as though he were dead, and then (he implied) some music was really happening.” (Christian Wolff, Vorwort zu: Cage, John / Feldman, Morton: Radio Happenings. Köln: Edition MusikTexte 001, 1993.)
 
Die Musik bestehe im Wesentlichen aus Mantren … Mantren im Sinne – selbst-redend aspiritueller – Kontemplation (wenn das möglich sei) … Gruppen von Mantren, gewonnen auch aus den assoziierten Beiwerken (Beethoven, Schubert, Schostakowitsch). Dazu, als Lehmschicht, Elemente aus den Cellosuiten von J. S. Bach, scheiternd gespielt auf der Basstrompete. Sowie aus der durchs Instrument hörgeatmeten Katakombenluft.
 

Bertl Mütter: Protokoll des Konzertes im Essl Museum

 
BIOGRAPHIE
 geboren 1965 in steyr. im zentrum seiner musikalischen arbeit steht das solospiel, das sich auf vertraute und auch entferntere traditionen bezieht. bertl mütter spielt aber auch gerne in (kleineren) ensembles, wenn das auf einander hören praktiziert wird. und er arbeitet mit den autoren franzobel, josef haslinger und, bis zu dessen tod, gert jonke zusammen. zwischendurch haben sich wurmlöcher zur mittelalterlichen musik aufgetan (ars choralis coeln et al.). intensive duoarbeit mit miki skuta (p), matthias loibner (drehleier) und christoph cech (p). außerdem ist er als workshopleiter für improvisierte musik (im akademischen bereich, aber auch für laien – spielen!) durchaus gefragt. er leitet auch eigene spontanensembles, mit denen er seine kompositionen und spielanweisungen erarbeitet, zuletzt das schwere und das leichte (dsudl) bei der styriarte 2011.
 bertl mütter gilt heute als der große österreichische posaunenindividualist, der sein publikum mit seiner sehr persönlichen musik zu bannen versteht. konzertreisen führen ihn in die ganze welt. 2001 präsentierte er seine staunen machende nachkomposition der schubertschen winterreise einem vorerst irritierten, dann umso begeisterteren publikum. nach der akklamierten solo-cd parlando (arbe 12, 2004) folgte 2005 muetters muellerin (arbe 13, 2006). im rahmen und als auftrag der styriarte wurde 2006 muetters dichters liebe (nach schumann nach heine) uraufgeführt (cd arbe 14, 2008). 2010 folgten die mütterkinderlieder (nachmahler) zu mahlers kindertotenliedern (auftrag des festivals mahler contemporary, cd raumklang rk 3009) in viktring/klagenfurt.
 
staatsstipendium 2002, anton bruckner stipendium 2003, komponistenforum mittersill 2003, arbeitsstipendium des bundes 2005. seit 2010 ist er stipendiat der kunstuni graz und arbeitet an einer musikalischen phänomenologie über das schwere und das leichte, im creativen proceß (künstlerisches doktorat).

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