Neue Kompositionen für Flöte und Klarinette von Belma Beslic-Gàl, Alessandro Batticci, Thomas Wally, Frederik Neyrinck und
Manuela Kerer, interpretiert vom Duo Soufflé.
Werke von Belma Beslic-Gàl, Alessandro Batticci, Thomas Wally, Frederik Neyrinck und Manuela Kerer
Wir sind gerne auf Reisen.
Wir lernen mit Begeisterung andere Menschen und Kulturen kennen.
Wir interessieren uns für Ideen, Sprache und Gedankenwelten, die KomponistInnen in ihre Werke "verpacken".
Mit dem heutigen Konzertprogramm treten wir in verschiedenen Ländern auf. In unserem Gepäck haben wir sieben verschiedene
Stücke. Lassen Sie uns heute wieder unsere Koffer öffnen!
PROGRAMM
Frederik Neyrinck - Gestalt VI Manuela Kerer - air des souffleuses Thomas Wally - Jeux éoliens Belma Beslic-Gàl - Medamothi Planum Alessandro Battici - Pigment Works IX
Fredrik Neyrinck "Gestalt VI"
Frederik Neyrinck (°1985) studierte in Brüssel (Klavier: Piet Kuijken; Komposition: Jan Van Landeghem) und Stuttgart (Komposition:
Marco Stroppa). Momentan ist er im Masterstudium Komposition bei Clemens Gadenstätter an der Kunstuniversität Graz. Er ist
Gründer des Belgischen Odysseia Ensembles und einer der Organisatoren des Festivals TIK TAK TOE für zeitgenossische Musik
in Meigem-Deinze. Als Pianist ist er im Platypus Ensemble Wien tätig. Mehr Info: www.frederikneyrinck.be
"Gestalt VI" untersucht, wie sämtliche Stücke des "Gestalt"-Zykluses, alle möglichen Konstellationen und Verhältnisse zwischen den einzelnen
Instrumenten, um diese in speziellen Raum- bzw. Bühnepositionen zu zeigen. In diesem Stück werden in jedem Fragment die Verhältnisse geändert: sowohl die Positionen auf der Bühne als auch die verschiedenen
verwendenten Instrumente zeigen durchgehend neue Kombinationsmöglichkeiten.
Fragment A: Bassflöte – Klarinette in Es Fragment B: Flöte – Klarinette in B Fragment C: Piccolo – Klarinette in Es Fragment D: Bassflöte – Bassklarinette Fragment E: Flöte – Klarinette in B Fragment F: Piccolo/Flöte – Bassklarinette/Klarinette in B
Manuela Kerer "air des souffleuses"
Manuela Kerer (*1980 Brixen/Südtirol) interessiert sich für völlig konträre Bereiche und beschäftigt sich dabei letztlich
doch immer mit demselben - der Musik. So schloss sie neben den Studien am Tiroler Landeskonservatorium (Komposition und IGP
Violine) die Studien der Rechtswissenschaften und der Psychologie an der Universität Innsbruck ab. Weiterführende Kompositionsstudien
führten sie zu Alessandro Solbiati nach Mailand. Werke von M. Kerer entstanden für das „Solistenensemble Kaleidoskop Berlin“,
„die reihe“, die „Bayerische Kammerphilharmonie“ oder Ausnahmekünstler wie Julius Berger und Alfonso Alberti. Sie erhielt
u.a. das Österreichische Staatsstipendium (2008, 2011), den „Walther von der Vogelweide- Preis“ (2009) oder den SKE Publicity
Preis 2011. 2012/2013 wurde sie vom österreichischen Außenministerium für das Programm „New Austrian Sound of Music” ausgewählt.
Kerers Werke wurden auf zahlreichen CDs eingespielt, eine Porträt-CD erschien im Rahmen der ORF Edition „Zeitton“.
"air des souffleuses" Manuela Kerer liebt vor allem eines: das Komponieren. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass man in der Öffentlichkeit
stehende Komponistinnen an einer Hand abzählen konnte. Nicht selten wurde ihnen die Fähigkeit zum Komponieren streitig gemacht,
wie folgende Sätze Hans Guido von Bülows als Reaktion auf Kompositionen Clara Schumanns verdeutlichen. Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt abzuerkennen ist ... Eine
Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin... Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffes: Schöpfer.
In den Tod verhaßt ist mir ferner alles, was nach Frauenemancipation schmeckt. Kerer versetzt ihr Ohr in diese Welt, wo Frauen „leise“ komponieren mussten, im Hintergrund und versteckt. Diese Komponistinnen
werden hörbar in verschiedensten Tonnuancen, lassen sich vereinzelt klangmalerisch blicken, nehmen teilweise gar Überhand
und ziehen sich wieder zurück, bevor sie sich am Ende noch einmal aufbäumen. Dabei ist „Air des souffleuses“ geprägt von einem
gewissen Lächeln, denn sie haben es sich ja doch nicht nehmen lassen... elles respirent (sie atmen) - elles chuchotent (sie flüstern) - elles dansent (sie tanzen) - elles aiment (sie lieben) -
elles vient (sie leben)
Thomas Wally "Jeux éoliens"
Thomas Wally studierte Komposition bei Dietmar Schermann, Erich Urbanner, Chaya Czernowin und Paavo Heininen sowie Violine
Konzertfach bei Josef Hell. Aufführungen seiner Werke erfolgten bisher unter anderem im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus,
bei Wien Modern, bei den Bregenzer Festspielen, beim Kammermusikfestival Bad Ischl, bei den Klangspuren Schwaz, beim Ultraschall-Festival
Berlin, in der Rachmaninow Hall Moskau, beim Forum Akazie 3 in Berlin, bei Soundings London, bei den Östergötlands Musikdagar,
in Hongkong, New York, Rom, Cambridge, Bratislava, Budapest, Nijmegen und in Helsinki durch Ensembles wie Studio for New Music
Ensemble Moscow, ensemble LUX, Hugo Wolf Quartett, Ensemble Reconsil, Ensemble Wiener Collage, Ensemble Kontrapunkte, Wiener
Concert-Verein, Webern Symphonie Orchester, Nouvelle Cuisine Big Band, Ensemble Plus, Trio EIS, Duo Soufflé, Trio Frühstück
und das Academy Symphony Orchestra Hongkong. Seine Werke wurden mehrmals vom Rundfunk übertragen, so von Ö1, Radio Orange,
Kulturradio RBB und RAI Bozen. Sein kompositorisches Schaffen wurde mehrfach ausgezeichnet. Thomas Wally widmet sich als Geiger
verstärkt der Aufführung zeitgenössischer Musik. So spielte er unter anderem mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Reconsil,
dem Ensemble Collage, mit phace | contemporary music und dem Ensemble Kontrapunkte. Thomas Wally ist Mitbegründer des ensemble
LUX. Seit 2002 ist er Subsitut der Wiener Philharmoniker. Seit Oktober 2012 unterrichtet er Historische Satztechniken/Komposition
am Institut 1 der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
"Jeux éoliens" für Bassflöte/C-Flöte und Bassklarinette/B-Klarinette entstand im Herbst 2013 für das Duo Soufflé. Der Titel bezieht sich
einerseits auf die grundlegende Art der Klangerzeugung bei Blasinstrumenten, andererseits aber auf die spezielle Technik,
den Luftanteil im Klang verstärkt einzusetzen; eine Spielweise, die in vielen außereuropäischen Kulturen bewusst angewandt
wird, in der europäischen Kunstmusik jedoch erst im 20. Jahrhundert Einzug in Kompositionen fand. Der spielerische Umgang
mit diesen Luftklängen stellt den Ausgangspunkt des Stückes dar. Jeux éoliens ist eines jener Stücke, in denen das harmonische
und melodische Material aus instrumentenspezifischen Techniken gewonnen wird. Hier dient eine Folge von insgesamt 54 Multiphonics
sowohl – über weite Strecken – als harmonische Grundlage, als auch als Ausgangsbasis für vertikale Linien. Vereinfacht gesagt
stellt das Stück eine Art Spiel mit den in erster Linie in Form von chromatischen Läufen auftauchenden Luftklängen dar, mit
den Multiphonics und den aus den Multiphonics gewonnenen Harmonien und den aus den Ecktönen der Multiphonics gewonnen Melodie
dar. Die Uraufführung des Stücks fand am 8. April 2014 im Österreichischen Kulturforum Budapest durch das Duo Soufflé statt.
Belma Beslic-Gàl "Medamothi Planum"
Geboren 1978 in Tuzla (BIH). Slowenisch-‐bosnische Komponistin, Künstlerin und Pianistin, lebt und arbeitet in Wien. Internationale
Konzertaktivitäten, multimediale Kunstprojekte, Videoproduktionen. Klavierstudium an der Hochschule für Musik "Franz Liszt"
in Weimar (u. a. bei Gerlinde Otto und Lazar Berman), Kompositionsstudium an der Kunstuniversität Graz (u. a. bei Bernhard
Lang und Klaus Lang). Kompositionskurse in Darmstadt und München, u.a. mit Brian Ferneyhough, Rebecca Saunders, Raphael Cendo,
Wolfgang Rihm. Co-‐Kuratorin des shut up and listen! in Wien. Vorträge und interdisziplinäre Forschungsaktivitäten. Konzeptuelle Grundlage ihrer Arbeit bildet
eine intensive Beschäftigung mit dem Phänomen Zeit. Des Weiteren die Auseinandersetzung mit Nachkriegsgesellschaften, Nihilismus,
Futurismus und Weltraumforschung in intermedialen Musikkonstellationen. Preise, Stipendien, Förderungen (Auswahl): Staatstipendium für Komposition, BMUKK-‐Kunstsektion, Österreich (2014); Kompositionsförderung
der Stadt Wien (2014); Kompositionsförderung der Stadt Salzburg (2013); Kompositionsförderung der Stadt Wien (2012); Arbeitsstipendium
Land Salzburg (2011); Ingrid zu Solms Kunst und Kulturpreis, Frankfurt (2011); Internationales Arbeitsstipendium "Composer
in Residence ␣ Komponistinnen nach Frankfurt", Archiv Frau und Musik, Frankfurt (2011); Startstipendium für Musik und darstellende
Kunst, BMUKK -‐ Kunstsektion, Österreich (2011). Aufträge, Aufführungen, Festivals (Auswahl): Theater Reutlingen Die Tonne (Reutlingen, DEU), Ensemble Reconsil (Wien); ICMC
(Ljubljana, SLO), OENM (Salzburg, AUT), World New Music Days 2013 (Kosice-‐Bratislava-‐Wien), JazzWerkstatt (Wien); Matthias
Schorn (Wiener Philharmoniker, AUT), Archiv Frau und Musik (Frankfurt/Main, DEU), ORF/die andere saite (Graz); Hessischer
Rundfunk/ Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (Frankfurt/Main); Stift St. Peter (Salzburg); Festival Sláturtíð (Reykjavík);
Neue Musik St. Ruprecht (Wien); Sarajevo War Theatre (Sarajevo); National Theatre Sarajevo (Sarajevo); Encuentro de Arte Sonoro
Tsonami (Buenos Aires, ARG); Studentski centar (Zagreb, CRO); SKC (Beograd, SRB); Tovarna Rog (Ljubljana)␣ http://belmabeslic-‐gal.eu
"Medamothi Planum" erzählt die Geschichte einer fiktiven und sinnlosen Reise: Die hibernierende Besatzung befindet sich seit Unzeiten in einer
Raumschiffkapsel, auf dem Weg zur tritonischen Ebene Medamothi. Kurz vor der ¿Ankunft?, vom System ¿geweckt?, bereitet sie
sogleich ihre ¿Landung? in der ¿Ebene Nirgendwo? vor... Die Komposition ist die Fortsetzung meiner kompositorischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Zeit. In diesem Fall nahm
ich die menschliche Koordination in der Schwerelosigkeit als Vorlage, um zu erforschen, wie sich die extreme zeitliche Dehnung
der für die Interpretation üblichen spieltechnischen Abläufe auf die Wahrnehmung des Klanges auswirkt. Ich versuchte auch,
mir eine Aufführung in der Schwerelosigkeit vorzustellen, da dies ein kompositorisches Konzept ist, das ich seit Jahren (bis
dato nur theoretisch, nachvollziehbarer Weise) verfolge.
Alessandro Baticci "Pigment Works IX"
Alessandro Baticci wurde 1991 in Mailand geboren. Von 2002 bis 2009 studiert er Flöte am Konservatorium G.Verdi. Von 2007 bis 2010 studiert er elektroakustische Komposition an der selben Institution mit Prof. Giuseppe Giuliano. Seit 2010 studiert er Komposition (Prof. Essl) und Querflöte Konzertfach (Prof. Gisler-Haase) an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien. Zahlreiche Masterkurse als Komponist mit Dorothée Hahne, Yuri Kasparov, sowie Brian Ferneyhough,
Vykintas Baltakas bei den Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt 2008 und als Flötist mit J.C. Gerard, Ransom Wilson, Carin
Levine, und M. Marasco. Zahlreiche Preise u.a. bei"Jugend Musiziert" ("EUROPA-Preis" für die Interpretation der Sonatine von P. Boulez,'Sonderpreis der Stadt Erlangen' für die Interpretation von Carceri d'Invenzione IIb von B. Ferneyhough), 1er Preis beim J. Dichtler Wettbewerb desWiener Musikseminars 2012. 2011 wurde sein Werk "Season of the Livings" für Flöte und Elektronik bei der Universal Edition veröffentlicht.
"Pigment Works IX (op.403)" ist Teil des Pigment Works-Zyklus, der aus Kammermusikstücken und einem Kurzfilm mit elektronischer Musik besteht. Die Stücke
sind durch bestimmte Eigenschaften miteinander verbunden. Die Grundstruktur des Zyklus bildet ein bestimmtes Material, das in allen 9 Stücken vorkommt
und musikalisch verarbeitet wird (einer Art motivischen Arbeit). Außerdem beinhalten alle Stücke eine theatralische Komponente.
In jedem Stück müssen Kostüme getragen werden. In einigen Stücken (Pigment Works V und VIII) dienen diese dazu, Musik zu machen,
doch in Pigment Works IX sind die dazu da, die zwei verschiedenen Charaktere der 2 Instrumente zu unterscheiden. Das Stück
ist kein traditionelles Duo, denn jeder Musiker spielt für sich und die einzige Referenz ist die zugespielte elektronische
Musik. Pigment Works IX ist ein gescheitertes Gespräch zwischen zwei Gesprächspartnern, die 2 verschiedene Sprachen sprechen,
weswegen die Kommunikation unmöglich ist. Der Titel ist zweideutig: Pigmente sind die Grundstoffe von Farben. In diesen Stücken
sind Farben sehr wichtig, sowohl für die Gestaltung der Kostüme, als auch für die synästhetische Wahrnehmung durch die Musik.
Außerdem weisen Pigmente auf etwas Kleines und Feines hin. So bestehen alle Stücke aus kurzen und sehr konzentrierten Zellen,
die wiederholt und variiert werden. Diese Art der Verarbeitung führt zu einer Struktur und Verbindung, welche zu einer größeren
Form führt, die vergleichbar ist mit einem Fraktal.