AUS DER FERNE, SO NAH...
Im Zentrum des heutigen Adventkonzertes steht ein Instrument, das aus der Renaissance stammt, seine Blütezeit im Barock hatte
und mit dem Aufkommen des Hammerklaviers in der Mitte des 18. Jahrhunderts allmählich von der Bildfläche verschwand: das Cembalo.
Sein perkussiver, dynamisch nicht differenzierbarer Klang eignet sich weniger zur Gestaltung expressiver Kantilenen, aber
hervorragend zur Darstellung kompositorischer Strukturen. So etwa hat J. S. Bach seine berühmte „Kunst der Fuge“ - ein Wunderwerk
der Polyphonie, das ohne Instrumentationsangabe abstrakt in Partiturform notiert ist - nachgewiesenermaßen für dieses Instrument
geschrieben.
Maja Mijatović hat für diesen Abend ein Programm zusammengestellt, in dem Meisterwerke der barocken Cembaloliteratur auf zeitgenössische
Kompositionen treffen. Hier wird die mechanistische Klangästhetik dieses historischen Instruments auf unterschied¬ichste Weise
thematisiert und aufgebrochen, um diesem historischen Instrument neue und berührende Klangwelten abzugewinnen.
Karlheinz Essl Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Essl
Musikintendant der Sammlung Essl
PROGRAMM
Dietrich Buxtehude (1637 - 1707): Praeludium in g, BuxWV 163
Christian Diendorfer (* 1957): Psi (2005)
für Cembalo solo
Johann Jacob Froberger (1616 - 1667): Tombeau sur la mort de Monsieur Blancheroche
György Ligeti (1923 - 2006): Continuum (1968)
für Cembalo solo
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750): Chromatische Fantasie und Fuge d-moll, BWV 903
Karlheinz Essl (* 1960): Sequitur XII (2009) - Uraufführung
für Cembalo und Live-Elektronik
Jukka Tiensuu (* 1948): Fantango (1984) für ein Tasteninstrument
AUSFÜHRENDE
Maja Mijatović: Cembalo
Karlheinz Essl: Live-Elektronik
VIDEO
Maja Mijatović and Karlheinz Essl performing Sequitur XII
SCHÖMER-HAUS Klosterneuburg, 4 Dec 2009
Video: Helmut Kühnelt
Daniel Ender
WERKEINFÜHRUNGEN
Dietrich Buxtehude: Praeludium in g, BuxWV 163
Der Name von Dietrich Buxtehude ist in den musikalischen Geschichtsbüchern unauflöslich mit der Biographie von Johann Sebastian
Bach verbunden. Vor allem Bachs zu Fuß zurückgelegte Reise von Arnstadt zum bewunderten Meister nach Lübeck, wo Buxtehude
an der Marienkirche die damals wichtigste Organistenstelle im Norden Deutschlands besetzte, gehört zu den geläufigen Anekdoten.
Überliefert ist auch, dass Bach – wie auch Händel und Mattheson – darauf verzichtet habe, Buxtehude in dieser Funktion nachzufolgen,
weil die Heirat mit einer seiner Töchter daran gebunden war. Ansonsten hat die Musikgeschichte Buxtehude Unrecht getan, indem
sie ihn stets als Wegbereiter Bachs deutete und seine eigenen Qualitäten kaum würdigte. Doch beeindruckt sein formaler Erfindungsreichtum
in einer Zeit, als die Folge von Präludium und Fuge noch nicht so gefestigt wie im späteren 18. Jahrhundert, ebenso wie der
frei phantasierende Gestus, den der für seine Improvisationen hochgerühmte „Magier des Nordens“ auch in seinen Orgelkompositionen
festhielt. Etliche davon lassen sich „manualiter“, also ohne Zuhilfenahme des Pedals, oder auf einem anderen Tasteninstrument
spielen. Auch im Praeludium in g, BuxWV 163 wechseln einander freie rhapsodische und kontrapunktisch-imitatorische Teile ab,
wobei der strengste Abschnitt – eine vierstimmige Fuge – von virtuosen Passagen flankiert wird.
Christian Diendorfer: Psi (2005) für Cembalo solo
Mit seinen rasch wechselnden Bewegungsformen erinnert Psi von Christian Diendorfer an jene lange Tradition des „Phantasierens“,
die mit improvisatorischer Musik für Tasteninstrumente besonders in der Zeit zwischen den Meistern vor Johann Sebastian Bach
und dessen Söhnen, vor allem Carl Philipp Emanuel, verbunden ist. Wie die Widmungsträgerin Maja Mijatović festgehalten hat,
handelt es sich um eine Art „Fantasiestück“, in dem der Komponist unvermittelt zwischen einem freien Spiel mit Vorwärtsdrängen
und Zurücknahme, mit Rubato-Spiel und einer strengen, regelmäßigen Motorik hin- und herspringt. Während einige Figurationen
ihre historische Herkunft nicht verleugnen, werden die klanglichen Möglichkeiten des Cembalos allein durch die Arten, „wie
man die Töne streuen kann“ (Diendorfer), erweitert. So erreicht der Komponist etwa durch eine geradezu explosionsartige Vermehrung
der Stimmenanzahl einen Crescendo-Effekt, oder er verändert den Klang nach dem Anschlagen von Tönen durch Filterungsprozesse.
In einem schnittartigen Montageverfahren ähnlich wie beim Film kehren bestimmte Elemente – zum Beispiel Repetitionen oder
Arpeggien – wieder, verändern währenddessen unerwartet ihren Charakter und treiben so den Fluss des Stücks weiter.
Johann Jacob Froberger: Tombeau sur la mort de Monsieur Blancheroche
Lange Zeit wurde der aus Stuttgart stammende und in Wien als Hoforganist wirkende Johann Jacob Froberger als Erfinder der
Klaviersuite angesehen. Auch wenn inzwischen bekannt ist, dass er dabei vor allem auf französische Vorbilder zurückgreifen
konnte, hat er doch schulbildend gewirkt. Trotz seines Rufs, einen strengen und maßvollen Stil entwickelt zu haben, gibt es
in seiner Klaviermusik auch Stücke von improvisatorischem Charakter. Eine Komposition, die einen wohlgeordneten Satz mit größter
Freiheit verbindet, ist „Tombeau sur la mort de monsieur Blancheroche; lequel se joüe fort lentement à la discretion sans
obeserver aucune mesure“ („… das Stück möge sehr langsam und frei ohne Rücksicht auf jedweden Takt gespielt werden“). Froberger
schrieb dieses musikalisches „Grabmal“ für jenen französischen Lautenisten, der 1652 vor seinen Augen nach einem Treppensturz
ums Leben kam. Dass das Werk voller Abwärtsbewegungen ist – auffällig in einer beschleunigen Skala im ersten Teil und bei
der Tonleiter am Ende – spricht für eine lautmalerische Absicht. Vor allem aber hat der Komponist der Trauer um den „besten
Freund“ in düsterem c-Moll Ausdruck verliehen.
György Ligeti: Continuum (1968) für Cembalo
György Ligeti hat im Laufe der Zeit in etlichen musikalischen Idiomen geschrieben und manche davon mitgeprägt; seine nachhaltigste
Bedeutung liegt aber sicher in der Entwicklung der „Klangkomposition“. Der Komponist hat jenes Phänomen, das mitunter „Ligeti-Effekt“
genannt wird, in seiner Spielanweisung für Continuum treffend beschrieben: „Prestissimo = extrem schnell, so dass die Einzeltöne
kaum mehr wahrnehmbar sind, sondern zu einem Kontinuum verschmelzen.“ Die Technik der Mikropolyphonie, bei der aus minimal
voneinander abweichenden Einzelbewegungen ein übergeordneter, oszillierender Klang entsteht, ist hier aufs Äußerste verdichtet:
Beide Hände spielen auf getrennten Manualen zunächst identische, dann allmählich voneinander abweichende Tonfolgen, die eine
Reihe illusionsartiger Gestaltwahrnehmungen provozieren: Die Musik scheint sich manchmal in mehrere Schichten aufzuspalten,
zu pulsieren, trotz der unausgesetzten Achtelbewegung schneller und langsamer zu werden sowie die Lautstärke zu verändern.
Ligeti selbst erzählte einmal, er habe die Schweizer Cembalistin Antoinette Vischer, für die das Stück entstand, gefragt,
ob sie sehr schnell spielen könne; als sie bejahte, habe er Continuum geschrieben.
Johann Sebastian Bach: Chromatische Fantasie und Fuge d-moll, BWV 903
„Unendliche Mühe habe ich mir gegeben, noch ein Stück dieser Art von Bach aufzufinden. Aber vergeblich. Diese Fantasie ist
einzig und hat nie ihres Gleichen gehabt“, schreibt der erste Bach-Biograph, Johann Nikolaus Forkel. Tatsächlich ist diese Ausnahmestellung evident und trägt die
Chromatische Fantasie und Fuge d-moll ihren Beinamen zu Recht, geht die Fantasie doch an die Grenze dessen, was an Dissonanzen
im Rahmen der Tonalität überhaupt denkbar ist. Es ist unbekannt, wann das Werk entstand – aufgrund seiner Schroffheit nimmt
die Forschung aber an, dass es Bach bereits in seiner Zeit in Köthen schrieb. Wenn man beide Sätze zusammen betrachtet, stehen
einander Freiheit und Strenge in größtem Gegensatz gegenüber. In „phantastischem Stil“, mit dem Bach Buxtehude fortsetzt und
überbietet, wechseln sich in der Fantasie extrem kontrastierende Abschnitte ab, welche Ferruccio Busoni als die vier Teile
Toccata, Choral, Rezitativ – diese Bezeichnung stammt von Bach selbst – und Coda verstanden hat. Die dreistimmige Fuge, in
der die Chromatik eine ganz andere Bedeutung erlangt, stellt sozusagen die Antithese zum freien Phantasieren dar. Es wäre
jedoch nicht Johann Sebastian Bach, wenn er diese Gegensätze nicht doch vereint hätte: Gegen Ende der Fuge kehren Elemente
einer freieren Kompositionsweise wieder.
Karlheinz Essl: Sequitur XII (2009) für Cembalo und Live-Elektronik (UA)
In Anknüpfung an die berühmten Sequenze von Luciano Berio für virtuos gespielte Soloinstrumente unter Erweiterung ihrer spezifischen
Klangmöglichkeiten arbeitet Karlheinz Essl seit 2008 an seinem Sequitur-Zyklus, der diesen Ansatz unter Einbeziehung von Live-Elektronik
weiterverfolgt: Ein genau ausnotierter Solopart wird über ein Mikrophon in eine eigens entwickelte Software eingespeist, das
in Echtzeit einen Kontrapunkt generiert. Sequitur XII, das fürMaja Mijatović entstand, gewinnt seinen klanglichen Reichtum
paradoxerweise durch einen Verzicht: Fast über die gesamte Dauer werden keine Tasten angeschlagen, um den typischen Cembaloton
zu vermeiden. Stattdessen werden die Klänge fast ausschließlich auf unorthodoxe Weise erzeugt: Durch Streichen, Schaben und
Klopfen am Resonanzboden, durch die auf vielfache Weise direkt zum Klingen gebrachte tiefste Saite – unter anderem durch einen
Nylonfaden, der an ihr befestigt ist und langgezogene Sounds ermöglicht. Jenes Kontaktmikrophon, das am Resonanzboden befestigt
ist, „wirkt dabei wie eine akustische Linse und verstärkt Klänge, die sonst unhörbar bleiben würden“ (Essl). Wenn dann ganz
am Ende doch noch ein repetierter, regulärer Cembaloton erklingt, wirkt dies wie ein verfremdetes Zitat.
Jukka Tiensuu: Fantango (1984) „Die ganze Fantasie“ solle die Interpretin in Fantango einbringen, heißt es im Vorwort zu diesem Stück, das auf einem beliebigen Tasteninstrument
gespielt werden kann. Jukka Tiensuu beschwört hier ein wohlbekanntes tänzerisches Idiom herauf, zielt aber auf dessen Verfremdung
ab, wenn er neben einer unverfälscht zu spielenden Schicht eine zweite Klangebene vorsieht, die vom gewohnten Klang abweichen
soll: entweder durch Mikrotonalität oder durch möglichst originelle Veränderung der Klangfarbe wie zum Beispiel durch den
Einsatz von zwei Manualen oder der Spielweise. Auch in anderer Hinsicht gibt der Komponist der Ausführenden weitgehende Freiheiten,
wobei der Komponist eine „übertriebene“ Interpretation empfiehlt und zur Erfindung von Ausdruckswelten auffordert: „appassionango“, „violentango“, „donquijotango“, „fantango“, „esitandango“, „fanfarango“, „czardango“, „patetango“...
BIOGRAPHIEN
Maja Mijatović
Die in Mödling geborene Musikerin wuchs in Sarajevo, Bosnien und Herzegovina auf. Sie studierte Querflöte an Musikakademie
in Sarajevo und an der Universität für Musik Wien. Hier fand sie zum Cembalo, das sie bei Wolfgang Glüxam studierte. Studien
bei Augusta Campagne, Sally Sargent und Eugène Michelangeli und Meisterkurse bei Lars Ulrik Mortensen, Tini Mathot, James
David Christie, John Finney und dem Bach Ensemble New York runden ihre Ausbildung ab. Das vielfältige Repertoire der Alten
Musik und die Musiksprache der zeitgenössischen Avantgarde bilden die Schwerpunkte ihrer künstlerischen Arbeit. Dies führte
sie zu einer regen Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten.
Als Solistin und Kammermusikerin wirkt sie im Bereich der zeitgenössischen und der Alten Musik. Gemeinsam mit Sieglinde Grössinger,
Traversflöte, Eva Reiter, Viola da Gamba und dem Lautenisten Hubert Hoffmann bildet sie das Ensemble Klingekunst, das sich
auf historischen Instrumenten der Aufführung unverdient in Vergessenheit geratener barocker Kammermusik widmet. Langjährige
Mitwirkung bei Festivals wie Alte Musik in St. Ruprecht und Alte Musik zur Rosenblüte in der Kartause Mauerbach, Mitbegründerin
der Wiener Kreuzgang-Konzerte im Dominikanerkloster Wien. Gemeinsam mit Jelena Mortigjija-Reiter bildet sie das duo eXchange,
das sich der zeitgenössischen Musik für zwei Flöten widmet. Zusammenarbeit mit den Ensembles Wiener Collage und Platypus bei
Wien Modern und dem Ensemble On_Line im Rahmen der Wunderkammeropern in der Expedithalle der Anker-Brotfabrik in Wien.
Christian Diendorfer
Geboren 1957 in Niederösterreich. Studium an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst: Komposition bei Francis
Burt und Roman Haubenstock-Ramati sowie Musikpädagogik mit den Fächern Klavier und Blockflöte; wichtige Anregungen durch Studien
am Elektronischen Institut der Hochschule sowie an der Technischen Hochschule Berlin. Zahlreiche Preise dokumentieren seine
frühen Erfolge, darunter im Rahmen des Prix Ars Electronica Linz, zudem erhielt er bedeutende Aufträge durch das niederösterreichische
Donaufestival, das Festival „Hörgänge“ (Wien), ORF, Jeunesse, Gesellschaft der Musikfreunde etc. sowie durch verschiedene
Ensembles (Ensemble XX. Jhdt., Kontrapunkte, die reihe, Wiener Kammerorchester); schließlich waren Werke des Komponisten bei
Festivals wie „Wien modern“, „Hörgänge“, „StART Festival aktueller Musik /Salzburg“, „Neue Musik in Niederösterreich“ oder
„Bregenzer Festspiele“ zu hören.
Klanginstallationen, frühe Arbeiten für Theater sowie zuletzt Orchesterprojekte mit dem Mozarteum Orchester, RSO Slowenien
unter Dirigenten wie Franz Welser-Möst und Johannes Kalitzke waren weitere Stationen im bisherigen Werdegang Diendorfers,
von dem auch u.a. zwei Portrait-CDs („an satz weisen“ sowie „setzt fort“/ Extraplatte) vorliegen. Seit 1988 ist der Komponist
auch pädagogisch für Klavier, Theorie und Analyse tätig sowie als Dirigent eigener Werke, in letzter Zeit auch immer öfter
als Initiator und Leiter von zeitgenössischen Konzertprojekten mit Jugendlichen u.a. im Essl Museum Klosterneuburg, Art/Brut
Center Gugging oder im Arnold Schönberg Center in Wien.
Karlheinz Essl
Geboren 1960 in Wien. Studium an der Wiener Musikhochschule (1981–87): Komposition (Friedrich Cerha), Elektroakustische Musik
(Dieter Kaufmann), Kontrabass (Heinrich Schneikart). Studium an der Universität Wien (1979–89): Musikwissenschaft und Kunstgeschichte,
1989 Promotion mit einer Dissertation über „Das Synthese-Denken bei Anton Webern“. Zunächst Kontrabassist in verschiedenen
Kammermusik- und Jazz-Formationen. Auseinandersetzung mit mittelalterlicher Musik und deren Aufführungspraxis. Theoretische
und kompositorische Aufarbeitung serieller Denkansätze. Untersuchungen zur Formalisierbarkeit musikalischer Prozesse (Computer
Aided Composition) führen zur Entwicklung von Computerprogrammen für „Algorithmische Komposition“. Zahlreiche Veröffentlichungen
zur zeitgenössischen Kompositionstheorie. Neben Instrumentalwerken und Kompositionen mit Live-Elektronik auch Realtime-Kompositionen,
Improvisationskonzepte, Klanginstallationen, „site“-spezifische Musik- und Raum-Performances sowie Internet-Projekte. Ständige
Auftritte als Live-Performer mit seinem selbst entwickelten computerbasierten Meta-Instrument m@ze°2 im Bereich von New Electronic
Music und freier Improvisation.
1990–94 „composer in residence“ bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. 1992/93 Performance-Projekt Partikel-Bewegungen
mit Harald Naegeli, dem „Sprayer von Zürich“. 1992/93 Realisierung Kompositionsauftrags des IRCAM in Paris. 1989/99 verschiedenste
ortsspezifische Realisierungen des work-in-progress fLOW mit Musikern aus unterschiedlichsten Genres. 1997 Komponistenportrait
bei den Salzburger Festspielen im Rahmen der Reihe „Next Generation“. 2003 artist-in-residence des Festivals musik aktuell,
2004 Kuratur der Reihe AKZENTE am Brucknerhaus in Linz. Unterrichtete zwischen 1995 und 2006 „Algorithmic Composition“ an
der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Gastvorlesungen u.a. in Graz, Toronto, Kopenhagen, Köln, Stuttgart, Hamburg,
Groningen und Antwerpen. Musikintendant der Sammlung Essl in Klosterneuburg. Seit 2007 Kompositionsprofessur für elektro-akustische
und experimentelle Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
György Ligeti
Geboren 1923 in Dicsőszentmárton (Siebenbürgen/Rumänien), gestorben 2006 in Wien. Studium am Konservatorium in Klausenburg
und an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest. Nach der Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 Flucht nach Österreich. 1957/58
wirkte Ligeti als freier Mitarbeiter im Studio für elektronische Musik des WDR Köln und setzte er sich intensiv mit der Musik
von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel und Pierre Boulez auseinander. Ligeti war Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen
für Neue Musik und Gastprofessor an der Stockholmer Musikhochschule. 1973 wurde er als Professor für Komposition an die Hamburger
Musikhochschule berufen.
Ligeti wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter Commandeur dans l’Ordre National des Arts et Lettres, Prix de composition
musicale de la Fondation Prince Pierre de Monaco, Musikpreis der Balzan-Stiftung, Ernst-von-Siemens-Musikpreis, UNESCO-IMC-Musikpreis,
Kyoto-Preis für Kunst und Wissenschaft, Adorno-Preis und Polar-Musikpreis.
Jukka Tiensuu
Geboren 1948 in Helsinki, Komponist, Cembalist, Pianist, Dirigent, Festival-Manager, Ästhetik-Dozent und Essayist. Studium
an der Sibelius-Akademie (Komposition und Klavier), an der Juilliard School New York, an der Hochschule für Musik Freiburg.
Sommerkurse: Dirigieren in Tanglewood und Kammermusik in Siena, Neue Musik in Darmstadt und Alte Musik in Innsbruck; Computertechnologie
am Pariser IRCAM und in San Diego.
Als international tätiger Interpret spielt er ein breites Repertoire von Alter Musik bis Avantgarde und Improvisation und
gibt Meisterkurse in barocker Aufführungspraxis sowie in der Interpretation Neuer Musik. Als Komponist schrieb Jukka Tiensuus
für großes Orchester, Kammermusikbesetzungen und Soloinstrumente sowie elektroakustische Musik, Werke für Jazzband und Alte
Musik-Ensembles.