NATURE / MORTE

Computergeneriertes Klang-Environment zu einer Fotodokumentation des Wiener Aktionismus von Karlheinz Essl
Do, 16.02.2006 - So, 21.05.2006

NATURE / MORTE

Computergeneriertes Klang-Environment zu einer Fotodokumentation des Wiener Aktionismus von Karlheinz Essl
Do, 16.02.2006 - So, 21.05.2006

Essl Museum

Ein sich in die Rotunde ergießender Klangstrom wird immer wieder angehalten und dabei gleichsam eingefroren, um danach – aufgeladen mit lebensvoller Energie – weiterzufließen.
In der Ausstellung ÖSTERREICH: 1900 - 2000 werden Bilddokumente des Wiener Aktionismus und seiner Proponenten Nitsch, Schwarzkogler und Brus in der Rotunde der Sammlung Essl gezeigt. Herausgelöst aus ihrem ursprünglichen aktionistischen Kontext konservieren diese Fotos isolierte Momente eines vielschichtigen Prozesses, der sich einst dynamisch in der Zeit entfaltete. Hier aber wird die Zeit eingefroren, was diese Bildrelikte wie sorgfältig arrangierte Stillleben erscheinen lässt, reduziert auf eine ästhetisierende Projektion in die Bildfläche.

Aber nicht nur der Zeitfluss ist diesen Standbildern abhanden gekommen; auch jene Klänge, die oftmals als gezielt eingesetztes Mittel die Aktionen begleiteten bzw. von ihnen hervorgebracht wurden, sind verstummt.

Dies ist der Ausgangspunkt des Klang-Environments nature / morte, das der 1960 geborene Komponist Karlheinz Essl eigens für diese Ausstellung komponiert hat. Eine artifizielle Klangwelt, von einem in Max/MSP geschriebenen Computerprogramm in Echtzeit generiert, möchte die eingefrorenen Standbilder „erden“ und die verloren gegangenen Zeit- und Klangdimensionen wieder ins Spiel bringen. Über das Hören soll auf subliminale Weise die Verbindung zwischen dem analytischen Auge und den nichtrationalen Schichten des Unbewussten wiederhergestellt werden, um den verloren gegangenen sinnlichen Gesamtzusammenhang wieder erlebbar zu machen.

Der Titel "nature / morte" (franz. für Stillleben; wörtlich: ‚abgestorbene Natur’) spiegelt diese Dialektik zwischen dynamisch sich entfaltender Natur und lebloser Statik wider. Ein sich in die Rotunde ergießender Klangstrom wird immer wieder angehalten und dabei gleichsam eingefroren, um danach – aufgeladen mit lebensvoller Energie – weiterzufließen. Die gewölbte Wand der Rotunde wirkt dabei als akustische Linse, welche die aus vier Lautsprechern abgestrahlten Klangpartikel reflektiert und so eine bewegte dreidimensionale Klanggestalt im Raum entstehen lässt.

http://www.essl.at/works/nature-morte.html
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