ClarElectriC

Klarinetten & Elektronik

ClarElectriC

Klarinetten & Elektronik
Mi, 12.05.2004, 19:30 Uhr

Essl Museum

Die Erweiterung der Klarinette mit Hilfe elektronischer Verfahren wie Verstärkung, Live-Elektronik, Tonbandzuspielung und Videoprojektionen wird in diesem Konzert exemplarisch demonstriert. Im Zentrum steht Pierre Boulez' bahnbrechende Komposition „Dialogue de l´ombre double“ (1985) für Klarinette und Computer.
Petra Stump: Klarinetten
Heinz-Peter Linshalm: Klarinetten
Bernd Oberlinninger: Elektronik
Alfred Reiter: Elektronik


Die Erweiterung der Klarinette mit Hilfe elektronischer Verfahren wie Verstärkung, Live-Elektronik, Tonbandzuspielung und Videoprojektionen wird in diesem Konzert exemplarisch demonstriert. Im Zentrum steht Pierre Boulez' bahnbrechende Komposition „Dialogue de l´ombre double“ (1985) für Klarinette und Computer: ein Klarinettist im Zwiegespräch mit seinem live-elektronisch generierten Schatten, der sich vervielfältigt und als multiple Persönlichkeit schließlich den ganzen Raum erfüllt. Weiters zu hören sind u.a. Werke von Christoph Herndler, Vinko Globokar, Jorge Sanchez-Chiong und Bernhard Gander.


Programm:

BOULEZ, Pierre (* 1925): Dialogue de l´ombre double (1985)
für Klarinette und Live Elektronik

GANDER, Bernhard (* 1969): Mr. Vertigo (2003)
für 2 Bassetthörner und Tonband

GLOBOKAR, Vinko (* 1934): Voix Instrumentalisée (1973)
für einen Bassklarinettisten ohne Mundstück

SANCHEZ-CHIONG, Jorge (* 1969): trópico tránsito (2003)
für 2 Bassklarinetten und Live Elektronik

HERNDLER, Christoph (*1965): KLOSTERNEUBURG, 12.05.04 (2003/2004)
arrangiert aus: STREIFEND, DER BLICK / Video
SUPERMIXEN / Elektroakustik
IM SCHNITT, DER PUNKT / 2 Klarinetten


BERNHARD GANDER zu "Mr. Vertigo": "Im Lauf der nächsten Stunden erreichte ich Höhen um dreissig Zentimeter und übertraf damit meinen bisherigen Rekord um das Doppelte. Bei Einbruch der Dunkelheit schaffte ich schon fast achtzig Zentimeter, womit erwiesen war, daß sich Meister Yehudi nicht getäuscht und Ursachen und Wirkungen der Levitationskunst mit prophetischem Scharfblick durchschaut hatte. Es war ein phantastisches Gefühl - so hoch über dem Boden zu schweben, buchstäblich kurz davor, richtig zu fliegen - ... Es war alles so neu für mich da oben, daß ich mein natürliches Gleichgewicht einfach nicht finden konnte." Walt über seine Kunst ohne Geräte vom Boden abzuheben und zu schweben, aus "Mr. Vertigo", Paul Auster

Mit JORGE SANCHEZ-CHIONG, einem jungen Wiener Komponisten (allerdings kubanisch-chinesischer Abstammung) arbeitet Clarelectric schon seit einigen Jahren zusammen. Zahlreiche Werke sind aus dieser Zusammenarbeit entstanden. Als nächstes Werk ist ein Stück für tiefe Klarinetten und Live-Elektronik (Alfred Reiter) in Arbeit. Jorge Sanchez-Chiong beschäftigt sich sehr intensiv mit den verschiedenen Instrumenten wie auch den Musikern und schreibt so extrem genau ausnotierte Musik die trotz allem nach Improvisation klingt.

"Voix instrumentalisèe" von VINKO GLOBOKAR besticht durch seine ungeheuerliche Originalität und bringt die Zuhörer in eine ganz andere Klangwelt. Aus der Bassklarinette (ohne Mundstück) wird eine einfache Röhre, die der Instrumentalist durch verschiedene Fingersätze verkürzt oder verlängert. Seine Stimme wird durch dieses Rohr moduliert. Der Solist spricht immer wieder denselben Satz aus: „L’art et la science ne peuvent exister sans la possibilitè d’exprimer des idèes paradoxales (Die Kunst und die Wissenschaft können ohne die Möglichkeit, paradoxe Ideen auszudrücken, nicht bestehen).“

CHRISTOPH HERNDLER: Mein Stück erzählt keine Geschichte, sondern enthält viele mögliche Geschichten; das heißt auch, die Zeit mag für den einen still stehen, für den anderen aber vorbeirasen - in jedem Fall bleibt sie in unauflöslicher Abhängigkeit vom Standpunkt des einzelnen Hörers. (Je näher wir den Blick an einen Ameisenhaufen führen, umso eher können wir die Geschichte eines einzelnen Insekts verfolgen.) Alle Geschichten sind Spiegel unserer Interessen. Eine bestimmte Geschichte zu erzählen, betont immer auch den Standpunkt des Erzählers. Erst durch vielfache Deutung findet sie ihr allgemeines Interesse. Und doch wird auch "im Schnitt, der Punkt" eigentlich erzählt, denn jeder Atem des Spielers ist eingebettet in die Zeit, hat Anfang und Ende. Nur vom Standpunkt der Form kann Anfang und Ende aufgelöst werden: So zeigt die Notation wie an jedem Punkt ein Anfang sein könnte, und wie nirgendwo ein Ende sein müsste. Im Schnitt zweier Geschichten trifft sich die Zeit: sie ent-steht."


Biographien:


Petra Stump: 1975 in Grabs/CH geboren, begann das Klarinettenstudium 1989 bei Georg Vinciguerra am Landeskonservatorium Feldkirch/Vlbg. Sie absolvierte ihr Konzertfachstudium mit Auszeichnung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Alfred Prinz und Johann Hindler. Von 1999 – 2002 studierte sie in der Meisterklasse bei Ernesto Molinari an der Hochschule für Theater und Musik in Biel-Bern/Ch. Nach einem zweijährigen Auslandsstudium bei Harry Sparnaay am Conservatorium van Amsterdam/Nl erhielt sie 1999 ihr Diplom für Bassklarinette mit Auszeichnung. Meisterkurse bei Alois Brandhofer, Suzanne Stephens, Karlheinz Stockhausen, Ernesto Molinari und Christian Leitherer (Chalumeau & historische Klarinette) runden ihre bisherige Ausbildung ab.

2001 erhielt sie den 1. Preis beim Chain Concours/Ch, Interpretationswettbewerb für zeitgenössische Musik. Im selben Jahr wurde sie zur vierten Académie de musique du XXème siècle in Paris mit dem Ensemble InterContemporaine unter Jonathan Nott und Myung-Whun Chung eingeladen (nach europaweitem Auswahlverfahren).

Schon jetzt blickt sie auf zahlreiche solistische und kammermusikalische Auftritte in nahezu ganz Europa zurück und wurde zu Festivals wie den Salzburger Festspielen, Wien Modern, Hörgänge im Wiener Konzerthaus, Wiener Festwochen, Musikprotokoll im Rahmen des Steirischen Herbstes, Festwochen Gmunden, Avantgarde Schwaz, Biennale Bern, Festival für Neue Musik Alicante, Nuovi Spazi Musicali Rom, Huddersfield Festival, Montmatre en Europe Paris und dem Musikfestival Davos eingeladen.

Orchester und Ensembles wie das Klangforum Wien, Radiosymphonieorchester Wien, Neue Oper Wien, Volksoper Wien, Bühnenorchester der Staatsoper Wien, Ensemble Online, Ensemble Artresonanz Graz, die Komponistengruppe Gegenklang und TICOM -Tiroler Ensemble für zeitgenössische Musik zählen sie zu ihren regelmäßigen Mitwirkenden.


Heinz-Peter Linshalm: geboren 1975 in Eisenstadt. Erstes Klarinettenstudium am Joseph-Haydn-Konservatorium in Eisenstadt bei Ewald Ivanschitz, danach Konzertfachstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Johann Hindler. 2002 Diplom mit Auszeichnung; danach Bassklarinettenstudium in der Solistenklasse bei Ernesto Molinari an der Hochschule für Musik und Theater in Bern.

Meisterkurse bei Ernesto Molinari (zeitgenössische Musik), Howard Klug und Christian Leitherer (Chalumeau und historische Klarinette).

Orchester- & Ensembleerfahrung: Wiener Philharmoniker, Orchester der Staatsoper Wien, Orchester der Volksoper Wien, Radiosinfonieorchester Wien, Corso Wien – Ensemble der Wiener Philharmoniker, Österreich-Ungarische Haydnphilharmonie, Klangforum Wien, Neue Oper Wien, Musikwerkstatt Wien, The Wild Bunch, Ensemble Online, Ticom – Tiroler Ensmble Für Neue Musik, Johann Strauß Capelle, Vienna Clarinet Connection.

Solistische und kammermusikalische Auftritte: Wien Modern, Wiener Festwochen, Klangbogen Wien, Salzburger Festspiele, Carinthischer Sommer, Rheingau Festival, Musik Biennale Berlin, Lucerne Festival, Music Biennale Zagreb, Musichost Festival Odense, Humanities Festival Chicago, Musikfestival Davos.
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