emerging artists 06

Schweiz
Kuratoren: Daniela Balogh, Andreas Hoffer

emerging artists 06

Schweiz
Die Ausstellungsreihe emerging artists bietet noch nicht etablierten Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland eine Plattform ihre Werke in einem musealen Rahmen zu präsentieren. 2006 richtet die Sammlung Essl den Blick auf die Schweiz, die geografisch sehr nah ist, über deren "junge“ Szene wir aber wenig wissen.
Die Ausstellungsreihe emerging artists bietet noch nicht etablierten Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland eine Plattform ihre Werke in einem musealen Rahmen zu präsentieren. 2006 richtet die Sammlung Essl den Blick auf die Schweiz, die geografisch sehr nah ist, über deren "junge“ Szene wir aber wenig wissen. Die Kuratoren haben dies zum Anlass genommen, voller Neugierde Schweizer emerging artists zu entdecken. Aus mehr als 500 Einreichungen wurde eine Vorauswahl von 40 Künstlerinnen und Künstlern getroffen, die von den Kuratoren in ihren Ateliers in der Schweiz besucht wurden.

Originalität, Frische, Konsequenz in der Wahl der Themen, Medien und Techniken, sowie theoretischer Background waren Kriterien für die Auswahl der Positionen. Natürlich flossen auch persönliche Zugänge und Vorlieben der Kuratoren in diesen sicher nie „objektiven“ Prozess ein. In der Ausstellung der Sammlung Essl werden 18 Künstlerinnen und Künstler mit 240 Werken präsentiert. Für jede Position sollte genügend Raum zur Verfügung stehen, um die individuellen künstlerischen Ansätze erfahrbar werden zu lassen.

Das Menschenbild in artifiziellen Welten wie dem Zirkus, dem Theater, dem Film oder dem naturwissenschaftlichen Museum ist ein zentrales Thema von Tatiana Arce. Besonders der poetische Ansatz, der alle in unterschiedlichsten Medien geschaffenen Arbeiten verbindet, zeichnet das Werk der Künstlerin aus.

Lukas Beyeler arbeitet bevorzugt mit Video und Fotografie. Seine Themen kreisen um das Phänomen der Unterhaltungskultur. Ein zentrales Thema ist die Frage nach der Identität, sowohl in seiner Auseinandersetzung mit der Schweiz als auch in jener mit dem Mythos des Starkults.

Patricia Bucher vertritt einen sehr konsequenten konzeptionellen Ansatz mit einem analytischen und distanzierten Blick auf die Realität. Alle für die Sammlung Essl ausgesuchten Werke verbindet die Frage nach dem Informationsgehalt von Massenmedien.

Stefan Burger stellt in seinen Fotografien und Installationen die Frage nach der grundlegenden Bedeutung von Fotografie und nach den Rahmenbedingungen, unter denen Bilder entstehen. Die Präsentation seiner Fotoarbeiten reicht von der überästhetisierten Form eines Werbeprodukts bis zu einer eher archaischen, rohen Darbietung auf Holzplanken.

Claudette Ebnoethers in sich geschlossenes, konsequentes künstlerisches Werk entsteht abseits von aktuellen Trends und Diskussionen. Tagtäglich, fast rituell, arbeitet sie an großformatigen Zeichnungen. Einen performativen Ansatz zeigt die Fotoserie „Transfer“, eine in ihrer elementaren Kraft beeindruckende Fotoserie.

Sonja Feldmeier gelingt es, gesellschaftspolitische und soziale Themen in starke und einprägsame Bilder zu übersetzen. In der Installation „Neverending“ z.B. wird die Fiktion einer nicht enden wollenden Architektur vermittelt, einer vertikalen Stadt. Die sich öffnenden Türen eines Warenlifts geben den Blick auf kleine Segmente des städtischen Alltags frei. Durch die Kürze der Szenen erscheint das Gesehene oft befremdlich, absurd und spiegelt kaleidoskopartig das domestizierte Dasein der westlichen Welt als montierte Realität wieder.

Christian Gonzenbach nimmt Haustiere und alltägliche Nahrungsmittel wie Gurken durch Größen- und Kontextverschiebungen aus ihrem Zusammenhang, um grundlegende philosophische Fragen zu erörtern.
Er lässt in einem Video Gurken wie menschliche Museumsbesucher die eigene Gattung in Vitrinen betrachten oder macht einen Hasen durch Monumentalisierung (Länge: vier Meter) zum Monster. 

Sylvia Hostettler entwickelt ihr plastisches Werk experimentell und mit großer Konsequenz. Die Schönheit der Natur wird in den zum Teil großformatigen, zart schimmernden Objekten konzentriert thematisiert.
Das verwendete Material dabei ist weiches, formbares Wachs. Es gelingt der Künstlerin, bei einem eher konservativen künstlerischen Ansatz doch etwas Neues, nie Gesehenes zu schaffen.

Die großformatigen Nagelbilder von Monica Ursina Jäger sind eine Synthese aus Fotografie, Malerei und Erweiterung in den dreidimensionalen Raum.
Ihre Motive, die sie in grafische Strukturen und Linien übersetzt, entnimmt die Künstlerin fotografischen Vorlagen.
Für Jäger wird die Natur zur Projektionsfläche für die Sehnsüchte und Ängste des Menschen.

Die Objekte von Anastasia Katsidis wirken gleichzeitig robust und fragil, laden zur Benützung ein, ohne ihre Funktion auf den ersten Blick preiszugeben. Die Objekte sind Kombinationen von Gebrauchtem, wie Sitzbänken aus Zügen oder Kinderspielzeug, und selbst konstruierten Teilen. Die Arbeiten bestechen durch die bewusste Auswahl des Materials und die präzise Behandlung der Oberflächen.

Die in Basel arbeitende Barbarella Maier entwickelt seit 1997 EASY-ART Papierobjekte. Als Vorlage dafür dienen eigene Fotografien. Diese werden über ein Raster vergrößert und kopiert. Mit Watte gefüllt entstehen dreidimensionale Objekte, die bis zu 12 Meter groß werden können. Im Vorfeld der Ausstellung hat Maier Ende September eine Aktion im öffentlichen Raum in Wien und Klosterneuburg gesetzt. Sie hat die beiden Städte mit bis zu 200 EASY ART Pissoirs markiert. Ergänzt wurden die Papierurinoirs mit kleinen erklärenden Zetteln.

Die expressiven Videoarbeiten ("peinture animée") von Alexandra Maurer konfrontieren die Betrachter eindringlich mit existentiellen Fragen. In ihren minutiös vorbereiteten Projekten bildet sie eine Synthese aus Malerei, tänzerischer Performance und Video. Die leuchtende Farbigkeit, die Pinselführung, die bewusst freigelassenen Filmstellen sowie ein pointierter Schnittrhythmus verleihen ihren Arbeiten eine große Ausdruckskraft.

Die Fotografin Irina Polin arbeitet mit Fundstücken, mit alltäglichen banalen Gegenständen, wie Spielzeug, Puppenhäusern und Modeaccessoires. Das scheinbar Niedliche und Kleine wird zum Großen, verliert durch die Kombination mit anderen Gegenständen seine Bedeutungslosigkeit und wird zum Teil mit erotischen (bis hin zu sadomasochistischen) Inhalten aufgeladen.

Christian Ratti arbeitet häufig im öffentlichen Raum. Indem er mit kleinen, fast unmerklichen Eingriffen die Umwelt verändert, verdeutlicht er, wie wenig wir Details unserer Umgebung wahrnehmen oder hinterfragen. Die Stringenz und Kontinuität im künstlerischen und philosophischen Ansatz, der nicht so sehr von der Erzeugung von Objekten für den Kunstbetrieb als vielmehr von der Reflexion von Wahrnehmung bestimmt ist, kennzeichnet sein Werk.

Herbert Weber sieht seine Fotografien nicht als Inszenierung oder Performance, auch wenn sie daran erinnern. Der Künstler selbst reagiert in jeder Fotografie sichtbar auf die Umgebung und gibt ihr eine individuelle Bedeutung. Wie nehme ich Natur wahr? Wie reagiere ich auf sie? Das sind zentrale Fragestellungen in seinem Werk.
Lukas Beyeler1 / 4
Lukas Beyeler2 / 4
Christian Gonzenbach3 / 4
Irina Polin4 / 4
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